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Sehr geehrte Damen und Herren,
liebe Freundinnen und Freunde der weiß-blauen Kulturgeschichte,
Sie kennen es: Manchmal fängt man bei der Beschäftigung mit einem Thema derart Feuer, dass man keinen Punkt mehr findet und wie im Rausch weiterrecherchiert. So ist es in den vergangenen Wochen auch Klaus Reichold ergangen. Eigentlich hatten wir nur einen Vortrag zur Ausstellung „Ludwig I. – Sehnsucht Pfalz“ geplant, die kürzlich im Historischen Museum der Pfalz in Speyer eröffnet worden ist. Rasch aber war klar, dass wir damit überhaupt nicht hinkommen würden. Denn allein die Vorgeschichte füllt ja schon einen ganzen Abend.
Deshalb präsentieren wir Ihnen nun Teil 2 dieses Vortrags, der insbesondere die Jahre nach dem „Hambacher Fest“ beleuchtet und verdeutlicht, warum Ludwig I. in der Pfalz als herausragende Gestalt des 19. Jahrhunderts gilt – als Herrscherpersönlichkeit, die das Bild und das Selbstbild dieses ehemals zu Bayern gehörenden Landes bis heute prägt.
In der kommenden Woche erzählt Klaus Reichold u.a. von mittelalterlichen Kaisern und dem Schicksal ihrer Gebeine, von Weinbergen und Kastanienwäldern, die an die Toskana erinnern, und davon, welchen Komfort Ludwig I. für die Passagiere der Eisenbahn für unabdingbar hielt.
Dass die Vorfahren der bayerischen Könige aus der Pfalz stammen, ist heute fast vergessen. Ludwig I. war sich dessen noch bewusst. Er nannte sich ein „Pfälzer Blut“, gründete den Chemiestandort Ludwigshafen, erschloss den „Rheinkreis“ (wie die damalige linksrheinische Pfalz als Teil des Königsreichs Bayern hieß) durch die Ludwigsbahn und gönnte sich mit der „Villa Ludwigshöhe“ einen italienisch anmutenden Landsitz mit Blick über die Rheinebene. Dass die Pfälzer 1956 gegen die Wiederangliederung an Bayern stimmten, hätte ihn zutiefst geschmerzt.
Zur Vertiefung des Themas wollen wir eine zweitägige Exkursion, die uns nach Speyer (u.a. in die Ausstellung „König Ludwig I. – Sehnsucht Pfalz“) und in die nähere Umgebung führt. Sobald die Planungen stehen, benachrichtigen wir Sie per Newsletter und auf unserer Homepage unter „Newsletter“.
Wir freuen uns auf Sie!
Sehr geehrte Damen und Herren,
liebe Freundinnen und Freunde der weiß-blauen Kulturgeschichte,
am kommenden Samstag startet das Oktoberfest wieder mit dem traditionellen „Ozapft‘ is!“ des Münchner Oberbürgermeisters. Doch obwohl die Wiesn auf die Hochzeit von König Ludwig I. und seiner Gattin Therese zurückgeht, ist eines nicht überliefert: dass die beiden Brautleute, die in der Münchner Abteikirche St. Bonifaz ihre letzte Ruhe gefunden haben und schon deshalb als gute Geister des bavaricum@histonauten gelten, eine frisch gezapfte Maß Bier geschätzt haben.
Eher dürften die beiden dem Wein zugeneigt gewesen sein. Zumindest liegt die Villa Ludwigshöhe, die Ludwig I. für sich und seine Familie als Sommersitz unweit von Speyer am Fuß des Pfälzerwaldes errichten hat lassen, inmitten üppig tragender Rebhänge. (Die edlen Tropfen, die heutzutage dort reifen, darunter ein Riesling mit der Herkunftsbezeichnung „Rhodter Schlossberg“, kredenzen wir Ihnen beim mittlerweile üblich gewordenen Umtrunk vor unseren Veranstaltungen in St. Bonifaz.)
Insofern passt es, dass im Historischen Museum der Pfalz in Speyer, errichtet nach Plänen des Münchner Architekten Gabriel von Seidl und eingeweiht vom bayerischen Prinzregenten Luitpold, am kommenden Sonntag, just zu jenem Zeitpunkt, zu dem sich der Trachten- und Schützenzug in München von der Isar zur Theresienwiese bewegen wird, eine Ausstellung ihre Pforten öffnet, die mit dem Titel „Ludwig I. – Sehnsucht Pfalz“ überschrieben ist.
Die historische Schau ist für uns ein willkommener Anlass, kaum bekannte Facetten Ludwigs I. und die vielfältigen Beziehungen, die Bayern mit der Pfalz bis heute verbinden, zu beleuchten.
In der kommenden Woche erzählt Klaus Reichold vom offensichtlich verklärten Verhältnis Ludwigs I. zum Land seiner Vorfahren, von Innovationen, die er in der Pfalz angestoßen hat – und von den „verabscheuten Vorgänge[n] auf der Höhe bey Hambach“ von 1832. Sie gehören zu den frühen Höhepunkten der deutschen Demokratiegeschichte und offenbaren die zunehmend selbstherrlichen Züge Ludwigs I.
Dass die Vorfahren der bayerischen Könige aus der Pfalz stammen, ist heute fast vergessen. Ludwig I. war sich dessen noch bewusst. Er nannte sich ein „Pfälzer Blut“, gründete den Chemiestandort Ludwigshafen, erschloss den „Rheinkreis“ (wie die damalige linksrheinische Pfalz als Teil des Königsreichs Bayern hieß) durch die Ludwigsbahn und gönnte sich mit der „Villa Ludwigshöhe“ einen italienisch anmutenden Landsitz mit Blick über die Rheinebene. Dass die Pfälzer 1956 gegen die Wiederangliederung an Bayern stimmten, hätte ihn zutiefst geschmerzt.
Zur Vertiefung des Themas wollen wir eine zweitägige Exkursion anbieten, die uns nach Speyer (u.a. in die Ausstellung „König Ludwig I. – Sehnsucht Pfalz“) und in die nähere Umgebung führt. Sobald die Planungen stehen, benachrichtigen wir Sie per Newsletter und auf unserer Homepage unter „Aktuelles“.
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Sehr geehrte Damen und Herren,
liebe Freundinnen und Freunde der weiß-blauen Kulturgeschichte,
vor drei Wochen, bei einer unserer üblichen Radltouren zum Isarwehr bei Großhesselohe, staunten wir nicht schlecht. Hinter einem Bauzaun entdeckten wir Trümmer, die offensichtlich beim Aushub des Flussbetts zum Vorschein gekommen waren. Sie mussten irgendwann ein repräsentatives Gebäude geziert haben: Reste von künstlerisch gestalteten Gesimsen, ein großes, nicht mehr vollständiges Relief in Blütenform, eine zerbrochene Säule mit Rankenwerk und andere bauplastische Fragmente.
Handelte es sich um Überreste der Burg Wolfratshausen, die bei einer Pulverexplosion in die Luft geflogen war? Oder stammten die Trümmer von der Burg Grünwald, deren spätgotischer Palas samt Burgkapelle – von der Isar unterspült – hatte abgebrochen werden müssen?
Wenige Tage später lasen wir in der Zeitung: Die meisten dieser Architekturteile dürften die alte Münchner Hauptsynagoge geschmückt haben, die vor ziemlich genau 85 Jahren, im Juni 1938, also noch vor dem Terror der sogenannten „Reichskristallnacht“, auf persönlichen Befehl Adolf Hitlers dem Erdboden gleichgemacht wurde.
Der spektakuläre Fund in den Fluten der Isar lenkt den Blick auf ein Gotteshaus, das als Symbol für die Emanzipation der bayerischen Juden im 19. Jahrhundert stand. Auf dieses Thema sind wir, ebenfalls zufällig, schon vor längerer Zeit aufmerksam geworden: Über eine Namensnennung im „Gang der Erinnerung“, der das Zentrum der Israelitischen Kultusgemeinde am Jakobsplatz mit der neuen Münchner Hauptsynagoge verbindet, stießen wir auf einen jüdischen Zweig der Familie Reichold, von dem wir bisher nichts wussten.
Inzwischen haben wir herausgefunden, dass dieser Familienzweig aus dem fränkischen Ermreuth stammt und offenbar geradezu als Musterbeispiel für den langwierigen Prozess der Gleichstellung von Juden im Königreich Bayern dienen kann. Ein Mitglied dieses Familienzweigs, Abraham Reichold, kam schließlich sogar nach München und dürfte die alte Hauptsynagoge noch in ihrer ganzen, unzerstörten Pracht erlebt haben.
In der kommenden Woche erzählt Klaus Reichold u.a. vom Zustandekommen jüdischer Familiennamen, von „bürgerlichen Rechten und Vorzügen“ für bayerische Juden und davon, wie bunt und vielfältig das jüdische Leben im München der Prinzregentenzeit war.
Lang und steinig war der Weg, bis die Gleichstellung der Juden in Bayern Realität wurde. Den ersten Schritt machte Max I. Joseph mit dem „Judenedikt“ von 1813. Den Durchbruch erzielte aber erst die Reichsgesetzgebung von 1871. Die alte Münchner Hauptsynagoge am Lenbachplatz, die 1887 geweiht wurde und mit ihrer architektonischen Pracht die Silhouette der bayerischen Haupt- und Residenzstadt mitprägte, galt als Zeichen dafür, dass die Juden „aus dem Zwielicht der Geschichte in das helle Licht des Tages“ gefunden haben. Das blieb ihnen nicht vergönnt.
Newsletter 269 (07.07.2023)
Sehr geehrte Damen und Herren,
liebe Freundinnen und Freunde der weiß-blauen Kulturgeschichte,
mit einem Niederbayern (sofern es diesen Typus wirklich gibt) sollte man sich nicht anlegen. Denn er gilt laut Benno Hubensteiner, einem der wortmächtigsten Landeshistoriker der jüngeren Vergangenheit, als „schwerfällig, „beharrsam“ und „gradaus bis zur Grobheit“, als „hainbuchener Geselle“ mit enormer Rauflust.
Trotzdem sollte man – ohne Rache fürchten zu müssen – anmerken dürfen, dass die Verehelichung des niederbayerischen Herzogssohnes Georg mit der polnischen Königstochter Hedwig für einen Oberbayern (sofern es diesen Typus wirklich gibt) höchstens eine Petitesse ist. Denn auch wenn die „Landshuter Hochzeit“ dieser Tage wieder fröhliche Urständ feiert und mit Pauken und Trompeten, Festumzügen, Lagerleben und Schauturnieren nachgestellt wird: Im Ergebnis war das Spektakel enttäuschend. Der Brautvater blieb die versprochene Mitgift in Höhe von 32.000 Gulden (heute mehrere Millionen Euro) schuldig. Außerdem zeitigte diese eheliche Verbindung nicht die gewünschten dynastischen Folgen. Stattdessen beschleunigte sie – aufgrund fehlenden männlichen Nachwuchses – den Untergang der niederbayerischen Herzöge. „Viel Lärm um nichts“ wäre also eine eher freundliche Umschreibung der Landshuter Hochzeit, die auch gar nicht – wie die aktuellen Festtermine insinuieren – im Juli stattfand, sondern im November. Deshalb scheint es uns ausreichend, Ihnen zur Vertiefung dieses Themas die herausragende Zusammenfassung von Christof Paulus im Historischen Lexikon Bayerns und ergänzend dazu die Handreichung „Landshuter Hochzeit 1475 – Schlag nach“ anzuempfehlen.
Die Münchner Fürstenhochzeit des Jahres 1568, also die Verehelichung des späteren Herzogs Wilhelm V. von Bayern mit seiner lothringischen Braut Renata, kann dagegen ohne Abstriche als Erfolgsgeschichte verbucht werden. Zwar mag die Zahl der Gäste nicht so groß gewesen sein wie weiland in Landshut. Dafür soll allein das blau-silberne, mit „gulden blumen“ bestickte „Breutklaid“ mehr als „hundert tausent Cronen“ gekostet haben. Auch die musikalische Umrahmung dürfte deutlich glanzvoller als in Landshut ausgefallen sein. Denn in München war mit Orlando di Lasso der „Karajan des 16. Jahrhunderts“ für den Ohrenschmaus zuständig. Außerdem bogen sich die Tische unter den kulinarischen Köstlichkeiten – und der Kindersegen ließ nicht auf sich warten: Die Brautleute der Münchner Fürstenhochzeit wurden zu den Stammeltern von fünf Generationen bayerischer Kurfürsten.
Vielleicht ist es vor diesem Hintergrund kein Wunder, dass die Münchner Fürstenhochzeit auch auf andere Weise die Nase vorn hat: Sie wird nicht – wie die Landshuter Hochzeit – alle vier Jahre „nachgefeiert“, sondern täglich drei Mal: Um 11, 12 und 17 Uhr zeigt das Glockenspiel im Turm des Münchner Neuen Rathauses den festlichen Einzug von Narren, Pagen, Fanfarenbläsern und Standartenträgern, dem ein Turnier folgt. Das historische Vorbild dieser Szene war ein „Krönleinstechen“ auf dem Münchner Marktplatz, das zum Begleitprogramm der Münchner Fürstenhochzeit zählte.
Ein solches Spektakel hatte die bayerische Haupt- und Residenzstadt noch nicht gesehen: Als der spätere Herzog Wilhelm V. seine Braut Renata ehelichte, fanden sich Fürstlichkeiten aus halb Europa ein, um 521 ungarische Ochsen zu vertilgen und sich allerlei weiteren Gaumenfreuden hinzugeben, darunter Mandelsulz auf neapolitanische Art, Pizza mit Büffelkäse und Pinienkonfekt. Die detaillierte Schilderung der Lustbarkeiten verdanken wir einem Altisten der Münchner Hofkapelle, der wenig später einen Kollegen meuchelte und daraufhin abtauchte.
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Newsletter 268 (06.06.2023)
Welche Sehnsucht habe ich nach den Bergen – Ludwig II. und die Alpenwelt
(Zugang zum aufgezeichneten Online-Vortrag ...)
Sehr geehrte Damen und Herren,
liebe Freundinnen und Freunde der weiß-blauen Kulturgeschichte,
dem bayerischen Märchenkönig ging es im 19. Jahrhundert nicht anders als uns heute. Die beruflichen Bürden, die gesellschaftlichen Verpflichtungen, die familiären Herausforderungen, die keifende Mutter, der quengelnde Wagner, die Aufforderung, endlich zu heiraten, der rasende Fortschritt, die zahllosen noch nicht bezahlten Handwerkerrechnungen, ganz zu schweigen von den unerbittlich heraufdräuenden Zahnarztterminen – kein Wunder, dass ihm das alles zu viel wurde.
Deshalb musste Ludwig II. regelmäßig raus. Umgeben von Alpengipfeln und „entrückt dem Getriebe der Menschenmenge“ lebte er wieder auf.
„Nun bin ich wieder in den herrlichen Bergen, in Gottes freier Natur“, schrieb er im Sommer 1865 vom Altlacher Hochkopf am südlichen Ufer des Walchensees. „Hier wohne ich in einer stillen und trauten Hütte, umgeben von herrlichen Tannen mit frischem Grün geschmückt; durch eine Lichtung blicke ich in herrliche Fernen, Berge und Thäler liegen vor mir ausgebreitet.“ (Ludwig an Wagner, 19. Juli 1865)
Die Tatsache, dass Ludwig II. an ausgesucht schönen Plätzen zwischen Lenggries und Füssen mehr als ein Dutzend „Bergresidenzen“ besaß, die er bis zu seinem Tod regelmäßig aufsuchte, wird die Themenwoche „König der Berge“ beleuchten. Sie findet ab 16. Juni 2023 in Kochel und Umgebung statt. Zum Programm gehören eine Ausstellung, geführte Wanderungen und eine Vortragsreihe. Zu den Referenten zählt Klaus Reichold, der schon zuvor im Zentrum St. Bonifaz von der Bergbegeisterung Ludwigs II. erzählt – und davon, dass sich der Märchenkönig auch für das Fahrrad interessierte, das damals gerade erst in Mode kam: Er wies seinen Kammerdiener an, ein „Velociped“ zu besorgen, „das praktisch zu sein scheint“. Wollte er auch noch unter die Mountainbiker gehen?
Der Märchenkönig war in seiner Jugend nicht nur ein selten schöner Mann, bei dessen Erscheinen die Damen gleich reihenweise in Ohnmacht fielen. Er erwies sich auch als ungewöhnlich sportlich, sprengte auf dem Pferd in Richtung Gebirge, erklomm einen Gipfel nach dem anderen und durchmaß als trainierter Schwimmer ganze Bergseen. Später ließ er es gemächlicher angehen: Die Aufenthalte auf seinen Hütten wurden immer länger und verhalfen ihm dazu, den ungeliebten „Geschäftseinlauf“ zumindest vor prachtvoller Alpenkulisse abarbeiten zu können.
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Sehr geehrte Damen und Herren,
liebe Freundinnen und Freunde der weiß-blauen Kulturgeschichte,
München ist bekanntlich die nördlichste Stadt Italiens. Der Gardasee liegt vor der Haustür. Und kaum 800 Kilometer weiter ist man schon an der Amalfiküste, wo unsere Mit-Histonautin Sonja von Behrens im Auftrag von ZDF und ARTE herauszufinden versucht hat, was es mit der Sehnsucht nach und der Berühmtheit von diesem sagenumwobenen Landstrich Süditaliens auf sich hat.
Falls Sie das Reisefieber packt, ohne dass Sie sich realiter auf den Weg machen wollen: Dank der ARTE-Mediathek können Sie sich auch vom heimischen Fernsehsessel aus in eine der landschaftlich schönsten Regionen Europas entführen lassen, die im vergangenen Jahrhundert zu einem mondänen Treffpunkt für Künstler, Reiche und Berühmte, zu einer Bühne schillernder Gestalten und zu einem Dorado der Lebenslust geworden ist.
In den 1950er-Jahren entdeckt der amerikanische Schriftsteller John Steinbeck die malerische Stadt Positano. Die Amalfiküste wird zum Geheimtipp. Im Sommer 1962 verbringt die First Lady der USA, Jackie Kennedy, ihren Sommerurlaub an der Amalfiküste und verliebt sich in den charmanten Fiat-Erben Gianni Agnelli. Die Affäre lässt sich nicht geheim halten. Gerüchte dringen bis nach Washington.
Die atemberaubende Landschaft und die Gärten der Adelspaläste werden Filmkulissen. Ingrid Bergman verliebt sich in Roberto Rossellini, für den sie Hollywood hinter sich lässt. Hollywood-Legende Humphrey Bogart hält sich während Dreharbeiten monatelang in Ravello auf und reitet zur Begeisterung der Bevölkerung stets auf einem Esel zur berühmten Villa Cimbrone mit ihrer einmaligen Terrasse. Hier beginnt auch die Weltkarriere der 19-jährigen Romy Schneider: In "Sissi - Schicksalsjahre einer Kaiserin" kuriert sie ihre Tuberkulose in mildem Seeklima aus.
Die Insel Capri wird um 1900 durch den aus Paris geflohenen Baron Fersen berühmt, der in seiner Villa offen homosexuell lebt. Auch Friedrich Alfred Krupp, der größte Stahl- und Waffenexporteur der Welt, liebt die abgeschiedene Insel, bis Gerüchte über seinen Lebenswandel bis nach Berlin dringen.
Die berühmte Blaue Grotte wird zum Touristenmagnet – und die Piazzetta di Capri zum Laufsteg mondäner Gäste. Vor Ort verhilft Hollywood-Star und Mode-Ikone Audrey Hepburn einer eigenen Kreation zum internationalen Durchbruch: Die Capri-Hose wird zum Must-have moderner junger Frauen weltweit.
Buch und Regie: Sonja von Behrens
Verfügbar in der ARTE-Mediathek bis 22.08.2023
Gute Reise und beste Grüße
Thomas Endl und Klaus Reichold
Sehr geehrte Damen und Herren,
liebe Freundinnen und Freunde der weiß-blauen Kulturgeschichte,
vor 400 Jahren machte Herzog Maximilian I. von Bayern noch einmal Karriere: Im Bischofshof zu Regensburg wurde er von Ferdinand II. zum Kurfürsten erhoben – zu einem von sieben Herrschern mit dem Recht, den römisch-deutschen Kaiser zu „küren“.
An dieses Ereignis erinnern derzeit gleich zwei Ausstellungen: Die kleinere trägt den Titel „1623 – Bayern wird Kurfürstentum“ und ist noch bis 26. Mai 2023 im Bayerischen Hauptstaatsarchiv in München zu sehen. Die größere ist erst in der vergangenen Woche eröffnet worden, findet im Museum der Bayerischen Geschichte in Regensburg statt und präsentiert noch bis 3. Oktober 2023 unter dem Motto „Barock! Bayern und Böhmen“ einen – ziemlich gerafften – Überblick über jene Epoche, an deren Beginn Maximilian I. mit seinen vielfältigen Bezügen zu Böhmen steht.
Ganze Generationen von Landeshistorikern haben Maximilian I. als Schöpfer des „modernen“, katholischen Bayern gefeiert. Tatsächlich machte er die Muttergottes als „Patrona Bavariae“ zur Schutzfrau seines Landes. Er gab die Mariensäule am heutigen Münchner Marienplatz in Auftrag, die immer noch als metrischer Nullpunkt für die Kilometerzählung aller Straßen ins Umland dient. Außerdem baute er die Münchner Residenz zu einem der damals größten und prächtigsten Herrschersitze Europas aus.
Inzwischen wird seine Rolle freilich differenzierter beurteilt. So lassen die Kuratoren der Regensburger Ausstellung keinen Zweifel daran, dass es sich bei Maximilian I. um einen äußerst machtbewussten Politiker und gewaltbereiten Herrscher gehandelt hat, der mit seinem religiösen Fanatismus einen Polizeistaat etablierte, wie es aktuell in verschiedenen Weltgegenden wieder in Mode zu kommen scheint.
In der kommenden Woche erzählt Klaus Reichold u.a. von der drohenden „Verführung der unverstendigen Jugent“, von „vilfeltig Rumorn“ und von bayerischen Beamten, die nach dem Urteil ihres Landesherrn zu „wenig Hirn“ in ihren „dicken Köpfen“ haben.
Er erließ das erste verbindliche Gesetzeswerk für ganz Bayern, sorgte für eine effiziente Verwaltung und rückte sein Land ins Rampenlicht der europäischen Politik. Ein strahlender Herrscher war er aber nicht. Er galt als Aktenfresser, saß schon um vier Uhr früh mürrisch an seinem Schreibtisch und regierte mit eiserner Faust. Von einem katholischen Furor erfasst, schränkte er weltliche Vergnügungen drastisch ein und geißelte sich selbst. Um das erste stehende Heer Europas aufzustellen, kürzte er sogar dem eigenen Vater die Rente.
Wir freuen uns auf Sie!
Sehr geehrte Damen und Herren,
liebe Freundinnen und Freunde der weiß-blauen Kulturgeschichte,
unsere Buchmesse mit den Schwerpunkten München und Bayern findet in diesem Frühjahr – erstmals nach der Corona-Pause – wieder „in Präsenz“ statt. Unter der Schirmherrschaft von Gerald Huber – bekannt für seine Kultur- und Literatursendungen im Bayerischen Rundfunk – präsentiert sich die Welt der bayerischen Bücher in einer Vielfalt, die so in keiner Buchhandlung zu finden ist.
16 Verlage – darunter Allitera, C.H. Beck, Friedrich Pustet, Franz Schiermeier und Volk – schlagen ihre Stände auf, daneben Institutionen wie der Bayerische Landesverein für Heimatpflege, die Kommission für bayerische Landesgeschichte und der Flößer-Kulturverein München-Thalkirchen. Mit von der Partie sind außerdem Periodika wie die Zeitschrift „Literatur in Bayern“, die Kulturzeitung „Münchner Feuilleton“ und „MUH“, „ein Magazin für bayerisches Wesen und Unwesen“, wie die Herausgeber ihr Blatt selber beschreiben. Das Bayerische Staatsministerium für Wissenschaft und Kunst präsentiert auf der litera bavarica jene Publikationen mit Bayern-Bezug, die seit 2020 mit Verlagsprämien gefördert worden oder in die Empfehlungsliste „Bayerns Beste Independent Bücher“ aufgenommen worden sind.
Das Bühnenprogramm lädt zur persönlichen Begegnung mit Autoren ein: Markus Richter, ehemaliger Kastellan von Schloss Neuschwanstein, stellt seinen Thriller „Königsherz“ vor, der den Tod Ludwigs II. in neuem Licht erscheinen lässt. Uwe Neumahr erzählt von den Nürnberger Prozessen. Lea Hermann liest aus ihrem Debüt-Roman „Hirnweh“. Norbert Göttler und Elisabeth Tworek sprechen über „Kriegerdenkmäler in Oberbayern – Von der Heldenverehrung zum Friedensmahnmal“. Und Ulrike Claudia Hofmann gibt einem bis heute ungeklärten Kriminalfall, der sich am Starnberger See zugetragen hat, eine fiktive Rahmenhandlung. Für die Jüngsten präsentiert Thomas Endl sein Kinderbuch „Wohin du willst“ – eine abenteuerliche Reise mit der Münchner Trambahn bis zum Mann im Mond.
Hungern muss niemand: Dank einer rollenden Küche sorgt das Team von „La Trattoria Bio“ für das leibliche Wohl. Und weil der Kaffee, den Klaus Reichold bei den Buchmessen der Vergangenheit noch selber gekocht hat, von Ausstellern wie Besuchern – völlig zurecht – als äußerst gewöhnungsbedürftige Angelegenheit beschrieben wurde, übernimmt das Team von „La Trattoria“ freundlicherweise auch die Aufgabe, alle, die einer Pause bedürfen, mit Cappuccino, Espresso und anderen wohlschmeckenden Kaffeekreationen zu verwöhnen.
Samstag, 13. Mai 2023, 11 bis 18 Uhr
Zentrum St. Bonifaz, München, Karlstraße 34
Eintritt frei
Wir freuen uns auf Sie!
Eine Online-Version der Buchmesse ist vom 13. bis zum 31. Mai 2023 abrufbar.
Im Radio-Studio von BR Heimat durften wir vorab schon mit Hermine Kaiser über die litera bavarica und die Histonauten ratschen. Sie können Sie Sendung „Habe die Ehre!“ hier nachhören.
Sehr geehrte Damen und Herren,
liebe Freundinnen und Freunde der weiß-blauen Kulturgeschichte,
pünktlich zu Ostern – also just zu jenem Zeitpunkt, zu dem laut Goethe „Strom und Bäche … durch des Frühlings holden, belebenden Blick …vom Eise befreit sind“ – hat sich auch der Husten gelegt: Ein herzliches Dankeschön für die vielen netten Genesungswünsche, dank derer wir nach unserer (gottlob sehr milden) Corona-Infektion rasch wieder auf die Beine gekommen sind!
Wir brechen auch gleich wieder zu neuen Ufern auf – und zwar an jene des Starnberger Sees. Denn dort, in Berg, gibt es nicht nur ein Schloss der Wittelsbacher, das noch heute gelegentlich von Franz von Bayern, dem Familienoberhaupt, bewohnt wird. Direkt gegenüber steht der denkmalgeschützte Marstall, der 1866 im Auftrag des damals 21jährigen Märchenkönigs errichtet worden ist. Hier waren die Reit- und Zugpferde Seiner Majestät eingestellt, als Ludwig II. die letzten Stunden seines Lebens im Schloss verbrachte und am Abend des 13. Juni 1886 mit seinem Psychiater zu einem Spaziergang an den See aufbrach, von dem er nicht mehr zurückkehrte.
Der Marstall, der inzwischen zu einer stimmungsvollen Kulturbühne umgebaut ist, scheint uns deshalb auch der geeignete Ort für die Präsentation des neuesten Buches von Markus Richter zu sein. Der ehemalige Kastellan von Neuschwanstein hat uns schon des Öfteren bei Exkursionen auf den Spuren Ludwigs II. mit seinem stupenden Wissen verblüfft (zu den Höhepunkten gehörte der Aufstieg zu den Originalstandorten von Hundinghütte und Gurnemanzklause im Sommer 2019) und vor wenigen Tagen in unserer edition tingeltangel – mitlektoriert von Klaus Reichold – den dritten Band seiner Thriller-Reihe über den Märchenkönig veröffentlicht. Der Titel lautet „Königsherz“. Und es geht, natürlich, um den Tod Ludwigs II., der bekanntermaßen bis heute ungeklärt ist.
Es erwarten Sie eine Multimedia-Präsentation mit historischen, bislang unbekannten Quellenberichten und Fotodokumenten – und eine Bar, an der zur Feier des Tages ein königlicher Prosecco ausgeschenkt wird.
Buchpräsentation "Königsherz" mit Thomas Endl (Begrüßung) und Markus Richter (Multimedia-Präsentation)
Markus Richter hat bisher unbekannte Aufzeichnungen zur Gefangennahme Ludwigs II. aufgespürt. Er begleitet den Märchenkönig auf dessen letzter Reise von Schloss Neuschwanstein nach Schloss Berg, taucht in die dunklen Fluten des Starnberger Sees ein und schildert die dramatischen Geschehnisse wie niemand vor ihm.
Samstag, 15. April 2023, 19 Uhr (Einlass ab 18 Uhr)
Marstall am See, Mühlgasse 7, 82335 Berg
12 € pro Person (Abendkasse)
Anmeldung per Mail erbeten ...
Wir freuen uns auf Sie!
Sehr geehrte Damen und Herren,
liebe Freundinnen und Freunde der weiß-blauen Kulturgeschichte,
eigentlich wollten wir Sie in der kommenden Woche in St. Bonifaz und online mit einem neuen Thema beglücken. Jetzt aber zeigt der Corona-Test auch bei uns – zum ersten Mal seit Beginn der Pandemie – zwei Stricherl. Deshalb müssen wir leider passen. Umso mehr freuen wir uns, nach den Osterferien mit frischer Kraft – und mit Ihnen – ins Frühjahr zu starten. Sie hören von uns!
Bis dahin eine gute Zeit!
Mit besten Grüßen aus der Isarvorstadt
Thomas Endl & Klaus Reichold
Sehr geehrte Damen und Herren,
liebe Freundinnen und Freunde der weiß-blauen Kulturgeschichte,
erst kürzlich schimpfte der Münchner Oberbürgermeister Dieter Reiter in der Süddeutschen Zeitung, dass in München alles so lang dauere. „Ich dachte, ich spinne“ war das Interview überschrieben. Es handelte vom mangelnden Mut der Bürokraten, von überflüssigen Gutachten und vom schleppenden Umbau Münchens zu einer modernen Großstadt.
Neu ist das Problem nicht. Schon Ende des 19. Jahrhunderts klagte der Münchner Bauunternehmer Jakob Heilmann über „Parteistreitigkeiten“, die „die beste Zeit und Kraft absorbirten [sic]“, über den fehlenden Weitblick der Behörden für die künftige Entwicklung der Stadt und über „eine allgemeine Abgespanntheit“.
Er beließ es allerdings nicht beim Lamentieren: Entschlossen krempelte er die Ärmel hoch und trat – gemeinsam mit seinem Schwiegersohn Max Littmann – eine Entwicklung los, die der Isarmetropole ihr heutiges Gesicht gab.
In der kommenden Woche erzählt Klaus Reichold von Pionieren des schlüsselfertigen Bauens, die mit ihren Projekten in die Fußstapfen der bayerischen Kurfürsten und Könige traten und weit über die weiß-blauen Grenzen hinauswirkten – beispielsweise als Schöpfer des Deutschen Nationaltheaters in Weimar, das der „Weimarer Republik“ ihren Namen gab.
Vortrag von Klaus Reichold
Er heiratete nacheinander in die ersten Familien Münchens ein, erwarb über 12 Millionen Quadratmeter Grundbesitz und war als Unternehmer ein Tausendsassa. Jakob Heilmann hob den Bürgerbräu aus der Taufe, stampfte Villenkolonien wie die Prinz-Ludwigs-Höhe aus dem Boden und begründete mit den „Isarwerken“ einen der ersten regionalen Energieversorger. Mit seinem Schwiegersohn, dem Stararchitekten Max Littmann, bereicherte er das Stadtbild um die Anatomie, das Hofbräuhaus, das Prinzregententheater – und die ersten Kaufhäuser.
Sehr geehrte Damen und Herren,
liebe Freundinnen und Freunde der weiß-blauen Kulturgeschichte,
der Fasching ist vorbei – und die Fastenzeit beginnt mit einem Paukenschlag: Vor 80 Jahren flog die Weiße Rose auf.
Hans Günter Hockerts, langjähriger Inhaber des Lehrstuhls für Neueste Geschichte und Zeitgeschichte an der Münchner Ludwig-Maximilians-Universität, hat in der Süddeutschen Zeitung gerade wieder daran erinnert, dass zwischen der Festsetzung der Geschwister Scholl am Donnerstag, 18. Februar 1943, gegen 11.15 Uhr, und ihrer Hinrichtung am Montag, 22. Februar 1943, kurz nach 17 Uhr, nur vier Tage lagen.
Das erscheint noch heute unfassbar. Und es unterstreicht, dass die Aburteilung der Münchner Studenten – selbst nach damals geltenden Maßstäben – gegen alle rechtsstaatlichen Prinzipien verstieß.
Klaus Reichold lässt die dramatischen Stunden Revue passieren, stellt die Schauplätze und die beteiligten Personen vor – und hält sich an Thomas Mann fest, der die Weiße Rose wenige Wochen nach den Vorfällen in einer Rundfunksendung aus dem kalifornischen Exil als Vorbild würdigte: „Brave, herrliche junge Leute … Ihr sollt nicht umsonst gestorben, sollt nicht vergessen sein … die ihr, als noch Nacht über Deutschland und Europa lag, wusstet und verkündet: ‚Es dämmert ein neuer Glaube an Freiheit und Ehre.‘“
Ein willfähriger Hörsaaldiener, der die Hoffnung hegt, ganz groß rauszukommen. Ein tobender NS-Jurist, der das Amt des Richters mit dem des Anklägers verwechselt. Ein vom Ersten Weltkrieg traumatisierter Psychopath und gläubiger Katholik, der sein Henkerhandwerk mit eiskalter Präzision betreibt. Dazu eine Guillotine aus den Tagen von König Max Zwo, die aus derselben Werkstatt stammt wie die alte Turmuhr der Münchner Frauenkirche. Gegen diese Vernichtungsmaschinerie hatte die Weiße Rose, ein Freundeskreis mutiger junger Leute, keine Chance.
Sehr geehrte Damen und Herren,
liebe Freundinnen und Freunde der weiß-blauen Kulturgeschichte,
der Fasching steht vor der Tür. Was liegt da näher, als mit fliegenden Rockschößen an den Rhein zu eilen!
Dank eines lebensgierigen Kirchenfürsten, der aus den Reihen der bayerischen Wittelsbacher stammt und den größten Teil seines Lebens im schönen Bonn residierte, ist ein solches Unterfangen sogar kulturhistorisch legitimiert: Clemens August, ein nachgeborener Filius des „blauen Kurfürsten“ und dessen zweiter Gattin Therese Kunigunde, wusste nicht nur Frauen und Männer zu verführen. Als Freund rauschender Feste und „Spectacles“ aller Art dürfte er auch der Auftraggeber jener „Bönnschen Ballstücke“ sein, die zu den frühesten Darstellungen rheinischer Karnevalsseligkeit gehören und neben Clemens August auch das bayerische Kurfürstenpaar und den Großvater Beethovens als Teilnehmer eines Maskenballs zeigen.
Im Schloss Schwaben, dem heutigen Rathaus von Markt Schwaben, zum Priester geweiht und – als fünffacher Bischof sowie Hochmeister des Deutschen Ordens – zum ranghöchsten „Familienseelsorger“ befördert, taufte der umfassend gebildete und musikalisch hochtalentierte Grandseigneur in der Münchner Frauenkirche seinen Neffen Max III. Joseph, den letzten Herrscher aus der Linie der bayerischen Wittelsbacher. Er weihte die Magdalenenklause im Schlosspark von Nymphenburg, pilgerte nach Altötting, wo auch seine Herzurne bestattet ist, und schenkte München mit St. Michael in Berg am Laim ein Rokokojuwel, das ihm bei seinen zahllosen Besuchen an der Isar als „kurkölnische Hofkirche“ diente.
Gestorben ist er am ersten Freitag der Fastenzeit des Jahres 1761 – natürlich – nach einem ausgelassenen Faschingsball, der ihm (so heißt es zumindest) die letzten Kräfte geraubt hat.
Er war „Ertzbischof zu Cöllen, des Heiligen Römischen Reichs Ertzkanzler und Churfürst legatus natus des heiligen Stuhls zu Rom“, zeugte mit seiner Harfenistin eine illegitime Tochter und erschien zur Kaiserkrönung seines Bruders mit einem Gefolge von 1.600 Personen. Clemens August, Sohn des bayerischen Kurfürsten Max Emanuel, hielt nichts von Armut, Keuschheit und Gehorsam. Als Bauherr aber schrieb er Geschichte: Seine Schlösser in Brühl bei Bonn gehören zum UNESCO-Weltkulturerbe und huldigen seiner bayerischen Herkunft mit Rauten-Orgien in Weiß und Blau.
Wir freuen uns auf Sie!
Sehr geehrte Damen und Herren,
liebe Freundinnen und Freunde der weiß-blauen Kulturgeschichte,
gleich zwei Ausstellungen werfen derzeit einen kulturhistorischen Blick auf den Golf von Neapel: Das Diözesanmuseum auf dem Freisinger Domberg erzählt unter dem Titel „Tanz auf dem Vulkan – Leben und Glauben im Schatten des Vesuv“ vom heiligen Gennaro. Er gilt den katholischen Bewohnern dieses Landstrichs als wirkmächtiger Patron unbeherrschbarer Bedrohungen und soll verhindern, dass sich eine Naturkatastrophe wie die des Jahres 79 n. Chr. wiederholt, als Städte wie Pompeji und Herculaneum unter einer bis zu zwanzig Meter hohen Schicht aus Asche, Bimsstein und Schlacke verschüttet wurden.
Die Antikensammlungen am Münchner Königsplatz dokumentieren unter dem Titel „Neues Licht aus Pompeji“, dass das apokalyptische Grauen jener Tage bei aller Tragik ein Glücksfall für die Archäologie war. Denn nirgendwo sonst sind so viele antike Beleuchtungskörper gefunden worden wie bei den Ausgrabungen in Pompeji und Umgebung. Dank der Öllampen, Kandelaber und Fackeln lässt sich in einzigartiger Weise rekonstruieren, wie die Römer die Nacht zum Tag gemacht haben.
Für uns sind diese beiden Ausstellungen Anlass, ein Kapitel aus der Lebensgeschichte unseres „Hausheiligen“ Ludwigs I. aufzuschlagen, der die Antikensammlungen begründet hat und in St. Bonifaz, das direkt an die Antikensammlungen grenzt, beigesetzt ist. Denn nachdem sich bereits Johann Wolfgang von Goethe von der Entdeckung der Vesuv-Städte elektrisiert gezeigt hatte, reiste auch dieser antikenbegeisterte Wittelsbacher an den Golf von Neapel, um die Schauplätze des verheerenden Geschehens und die dort zu Tage getretenen Kunstschätze persönlich in Augenschein zu nehmen. Von seinem Aufenthalt brachte er nicht nur bemerkenswert ungelenke Reime mit, sondern auch ein Album mit Photographien und einen verrückten Traum, den wieder einmal sein „liebster, bester Gärtner“ verwirklichen sollte.
In der kommenden Woche erzählt Klaus Reichold unter anderem von echten und künstlichen Vulkanen, von prominenten Katastrophentouristen wie Wolfgang Amadeus Mozart – und davon, warum Pompeji heute am Main liegt.
1839 verschlang die bayerische Majestät den brandneuen Bestseller „Die letzten Tage von Pompeji“, eilte an den Ort der Katastrophe und stieg zum Entsetzen seiner Entourage bis zum Krater hinauf, über dessen Rand sich wieder einmal glühende Lava ergoss. Von den Ruinen der Stadt Pompeji, die ganz in der Nähe unter einer meterdicken Ascheschicht entdeckt worden waren, ließ er sich zur Idealrekonstruktion eines römischen Wohnhauses inspirieren: Das „Pompejanum” in Aschaffenburg zählt zu den originellsten Architekturschöpfungen des 19. Jahrhunderts.
Wir freuen uns auf Sie!
Alles Gute für 2023!
Sehr geehrte Damen und Herren,
liebe Freundinnen und Freunde der weiß-blauen Kulturgeschichte,
wenn Sie dieser Tage noch darüber nachdenken sollten, welche Geschenke Sie Ihren Lieben unter den Baum legen oder was am Heiligen Abend auf den Tisch kommen wird: Lassen Sie sich vom bayerischen Königshof inspirieren!
Ludwig I. galt hinsichtlich seiner persönlichen Lebensführung eher als nüchterner Pfennigfuchser, hielt schon ein Telegramm mit seinem Absender für eine Gabe von unermesslichem Wert und war der Überzeugung, dass wenige Orangen genügen, um aus einer üblichen Hof- eine weihnachtliche Festtafel zu machen.
Sein phantasiebegabter Enkel, Ludwig II., wünschte sich hingegen ein „Bescherungszimmer“, das – mit mehreren Christbäumen dekoriert – wie „ein freier Platz in einem mit vielen Wachslichtern erleuchteten Walde“ wirkt. Er schenkte mit vollen Händen und schlemmte sich durch Menüfolgen des legendären königlichen Mundkochs Johann Rottenhöfer, der als „Schuhbeck des 19. Jahrhunderts“ galt, anders als dieser aber nie wegen der Manipulation von Kassen ins Visier der Justiz geriet.
In der kommenden Woche erzählt Klaus Reichold unter anderem von Spielzeuglokomotiven, von Schlittenfahrten durch tief verschneite Winternächte und von einem Christbaum, der – statt mit Lametta – mit gelierten Früchten in Form von Würsten geschmückt war.
Teller mit Ansichten aus dem bayerischen Gebirge, goldene Tabatieren, Taschenuhren – alle Jahre wieder verfiel Ludwig II. dem Kaufrausch. Auf der Suche nach passenden Geschenken für Prinzen und Hofdamen, Adjutanten, Kammerdiener und das Stallpersonal tauchte Seine Majestät sogar höchstselbst in Münchner Läden auf. Und weil sich auch hier der märchenkönigliche Zug ins Große zeigte, glichen seine Gemächer vor Weihnachten regelmäßig einem orientalischen Basar, der vor lauter Juwelen, Stoffen, Flacons und anderen Kostbarkeiten überzuquellen drohte.
O du heilger Nikolo, / fang‘ bei meiner Schwester o.
De tuat oiwei Zucka schlekka / und de oidn Leit derblekka.
I war brav des ganze Jahr. / Des is wahr!
Aus der Sammlung des Volksmusikarchivs des Bezirks Oberbayern
Sehr geehrte Damen und Herren,
liebe Freundinnen und Freunde der weiß-blauen Kulturgeschichte,
wir hoffen schwer, dass Sie in diesem Jahr nicht über die Stränge geschlagen, sondern sich in jeder Hinsicht wohl betragen haben.
Sofern dieses zutrifft, müssen Sie sich vor unseren nächsten Veranstaltungen gar nicht fürchten. Denn dann kann Klaus Reichold den Krampus getrost in die Wüste schicken, das schwarze Buch zu Hause lassen und stattdessen den goldenen Folianten mitbringen, der von der wundersamen Verbreitung der Nikolaus-Verehrung bis nach Bayern erzählt.
Die bedeutendste Heiligengestalt der Ostkirche scheint sogar an der Wiege Münchens gestanden zu sein. Zumindest liegt der Verdacht nahe, dass die längst verschwundene Nikolauskapelle, die einst an der Stelle des heutigen Richard Strauss-Brunnens in der Neuhauser Straße zum Innehalten einlud, in die frühesten Tage der Stadtgeschichte verweist.
Genaugenommen ist der heilige Nikolaus ein Türke: Myra – die Stadt, aus der er stammen soll – liegt an der lykischen Mittelmeerküste. Dass sein Kult über Italien nach Norddeutschland fand und insbesondere in den Hansestädten fröhliche Urständ feierte, spricht für seine Integrationsfähigkeit. Dass er auch noch überraschend wandlungsfähig ist, zeigt die Vielzahl seiner Patronate: Er gilt nicht nur als Schutzherr von Heiratswütigen, „fahrendem Volk“, Bierbrauern und Schnapsbrennern. In München wachte er auch über Kaufleute und Leprosen.
Wir freuen uns auf Sie!
Liebe Bücherfreundinnen und -freunde,
freuen Sie sich auch schon auf die „staade Zeit“? Sie ist freilich erst dann richtig ruhig und kuschelig, wenn man für alle Lieben die Geschenke beisammen hat – am besten neuen Lesestoff!
Da hätten wir jede Menge Tipps für Sie. Gemeinsam mit den Bavarica-Verlagen haben wir auf unserem Online-Portal „litera bavarica – Die Welt der bayerischen Bücher“ über 50 Titel für den Gabentisch zusammengestellt. Ob ein reich bebilderter „Bayerischer Advent – 24 Bräuche zur staaden Zeit“, der Kalender „Königliches Bayern 2023“, der Italien- & Bayern-Krimi „Gardasee-Gold“ oder Cembalo-Musik aus der Zeit um 1600 auf der CD „Irseer Spaziergänge mit Haßler“ – wir wünschen Ihnen viel Freude beim Stöbern und Entdecken!
Hineinblättern in die aktuellen Veröffentlichungen der Verlage können Sie noch bis zum 4. Dezember 2022 auf der Münchner Bücherschau, täglich von 8.30 Uhr bis 23.00 Uhr im Literaturhaus, Salvatorstraße 1. Wir sind mit unserer Edition Luftschiffer vertreten am Stand der „Münchner Buchmacher“.
Ebenfalls im Literaturhaus München hat am ersten Adventswochenende jeweils von 11.00 Uhr bis 18.00 Uhr der Markt der unabhängigen Verlage geöffnet. Unter dem Motto “Andere Bücher braucht das Land“ präsentieren und verkaufen zahlreiche Independent-Verlage aus dem deutschsprachigen Raum ausgesuchte Publikationen, auf die man in vielen Buchhandlungen nicht stößt.
Über 25 bayerische Verlage zeigen an einem Gemeinschaftsstand in Kooperation mit dem Bayerischen Staatsministerium für Wissenschaft und Kunst Glanzstücke aus ihren Programmen: jene Bücher, die der Freistaat in den letzten drei Jahren als beste Independent-Bücher Bayerns ausgezeichnet oder mit einer Prämie gefördert hat. Hier können Sie auch Klaus Reicholds hochgelobtes Sachbuch erwerben, dessen Titel „Warum Bayern ein orientalisches Land ist und andere weiß-blaue Wahrheiten“ Überraschendes verspricht.
Und die Buchmesse zu Bayern, München und zur europäischen Kulturgeschichte „litera bavarica“? Deren Termin verschieben wir vom November in den Mai. Merken Sie sich doch bitte Samstag, 13. Mai 2023 vor. Wir freuen uns schon auf die Begegnung mit Ihnen im Münchner Zentrum Sankt Bonifaz und auf die Bücher des Frühjahrs.
Sehr geehrte Damen und Herren,
liebe Freundinnen und Freunde der weiß-blauen Kulturgeschichte,
dieser Tage stand wieder das Gedenken an die „Reichskristallnacht“ von 1938 im Blickpunkt, also die Erinnerung an jene vom NS-Regime gelenkten Gewaltexzesse, in deren Verlauf ein Großteil der deutschen Synagogen in Flammen aufging, darunter das Gotteshaus der orthodoxen Münchner Juden in der Herzog-Rudolf-Straße.
Der damals in den Holocaust mündende und neuerdings wieder zunehmende Antisemitismus suggeriert, Juden seien ein „Fremdkörper“ in der Gesellschaft, sie gehörten nicht dazu. Das Gegenteil ist der Fall. 2021 wurde mit einem Festakt in der Kölner Synagoge der Tatsache gedacht, dass seit 1700 Jahren Menschen jüdischen Glaubens in Deutschland leben. In München lassen sich jüdische Spuren bis in die Zeit um 1200 zurückverfolgen.
An diesem Montag erzählt Klaus Reichold von der wechselvollen Geschichte der Juden im mittelalterlichen München, von mittelalterlichen Verschwörungstheorien, die heute ein verstörendes Revival erleben – und von einem schillernden herzoglichen Leibarzt, der über „zaubrey“ publizierte und die (vermutlich) erste Münchner Synagoge in eine Marienkapelle umbauen ließ.
Der Bau der Zweiten S-Bahn-Stammstrecke durch die Münchner Innenstadt mag für Haushaltspolitiker ein Desaster sein. Für Archäologen ist er ein Glücksfall. Denn bevor die Großbaustelle hinter dem Neuen Rathaus eingerichtet wurde, fanden am Marienhof Grabungen statt. Sie förderten unerwartete Artefakte aus der Stadtgeschichte zu Tage – allerdings keinen Hinweis auf die (vermutlich) erste Synagoge Münchens. Umso ausführlicher berichten schriftliche Zeugnisse über die Frühzeit jüdischen Lebens in der bayerischen Landeshauptstadt.
Wir freuen uns auf Sie!
Sehr geehrte Damen und Herren,
liebe Freundinnen und Freunde der weiß-blauen Kulturgeschichte,
vor wenigen Tagen erklärte Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier, wir erführen derzeit „die tiefste Krise, die unser wiedervereintes Deutschland [bisher] erlebt [hat]“.
Auf den ersten Blick scheinen sogar Parallelen zum Jahr 1923 auf der Hand zu liegen – zu jenem Jahr also, das mit seinen monströsen Verwerfungen (insbesondere mit der galoppierenden Hyper-Inflation) zur existentiellen Bedrohung der damals noch jungen Weimarer Republik wurde.
Die aktuelle Situation in Italien, das seit kurzem von einer postfaschistischen, offenbar mit dem Gedankengut von Benito Mussolini liebäugelnden Ministerpräsidentin regiert wird, ist geeignet, den Eindruck der Parallelität zu verstärken.
Denn es war ausgerechnet der „Duce“, der vor genau hundert Jahren mit seinem „Marsch auf Rom“ die Macht an sich reißen konnte und damit zum Vorbild für Adolf Hitler wurde: Dem „Hitlerputsch“, der 1923 im Bürgerbräukeller am Münchner Gasteig über die Bühne ging, sollte ein „Marsch auf Berlin“ folgen. Sein Ziel war nichts weniger, als der parlamentarischen Demokratie den Garaus zu machen. Dass dieser Plan (zunächst) nicht aufging, „erschien schon den Zeitgenossen fast wie ein Wunder“ (Volker Ullrich in seiner jüngst bei C.H. Beck erschienenen Monographie Deutschland 1923).
Die damaligen Ereignisse lehren, was Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier in seiner Rede am 28. Oktober 2022 gesagt hat: Als Demokraten brauchen wir „den Willen zur Selbstbehauptung“.
In der kommenden Woche erzählt Klaus Reichold vom aufgeheizten Klima im „annus horribilis“ 1923 und vom Irrwitz des „Hitlerputschs“, der am 9. November jenes "schrecklichen Jahres" an der Münchner Feldherrnhalle niedergeschlagen wurde.
Im Herbst 1923 stand die Weimarer Republik am Abgrund. Die Wirtschaft stürzte ins Chaos. Eine Trambahnfahrt vom Münchner Marienplatz zum Stachus kostete 250 Milliarden Mark. Ausgehend von Sachsen und Thüringen drohte eine „Oktoberrevolution“ nach russischem Vorbild. In Bayern dagegen träumte man von einer nationalen Diktatur. Radikale Volksredner verknüpften Verschwörungstheorien mit Judenhetze. Ein Bürgerkrieg schien unausweichlich. Stefan Zweig sprach von einer „Tollhauszeit“. Adolf Hitler, damals 34 Jahre alt, hielt seine Zeit für gekommen.
Ergänzend:
zwei unterschiedliche, aufeinander aufbauende Rundgänge zu Schauplätzen des "Hitlerputschs" und des „Marsches auf die Feldherrnhalle“, begleitet von Augenzeugen- und zeitgenössischen Presseberichten – jeweils auf 15 Personen beschränkt.
Wir freuen uns auf Sie!
Sehr geehrte Damen und Herren,
liebe Freundinnen und Freunde der weiß-blauen Kulturgeschichte,
die Zeiten bleiben schwierig – und unsere Versprechungen brüchig:
Gleich mehrere Gründe haben dafür gesorgt, dass sich der Beginn unseres Wintersemesters, anders als gedacht (wir wollten eigentlich nach den Sommerferien starten), verschiebt. Nach Allerheiligen aber wollen wir wirklich loslegen. Und wir hoffen, dass uns die Pandemie und/oder andere Heimsuchungen nicht gleich wieder einen Strich durch die Rechnung machen.
Geplant sind (bis Weihnachten) Vorträge, Rundgänge und Exkursionen zu den Themen
Über die Details (Termine, Veranstaltungsorte/Treffpunkte u.ä.) informieren wir Sie rechtzeitig via Newsletter. Diese Form der Kommunikation scheint uns am besten geeignet, die Planungsunsicherheit dieser Tage einigermaßen abzufangen.
Die pandemischen Unwägbarkeiten haben uns auch dazu bewogen, uns endgültig von unserem gedruckten Programm zu verabschieden, das unter anderem in der Stadtinformation am Marienplatz, an den Schriftenständen der Innenstadtkirchen, in Schlössern und Museen auslag. Dafür sehen Sie in der Terminübersicht unserer Homepage jederzeit, ob aktuell Veranstaltungen anstehen, und wenn ja, wann.
Danke für Ihr Verständnis!
Und wenn Sie die „veranstaltungsfreie“ Zeit auf eigene Faust zu historischen Erkundungen nutzen wollen:
Die Familie Leuchtenberg, deren Spuren wir im bavaricum@histonauten schon des Öfteren verfolgt haben, ist Thema einer Sonderausstellung, die bis 6. November 2022 im Schlossmuseum Ismaning zu sehen ist.
Im Burgmuseum Grünwald beleuchtet eine kleine Ausstellung noch bis 8. Januar 2023 einen weiteren „Verschwundenen Ort“ in der Münchner Innenstadt, nämlich das „Franziskanerviertel“ rund um den heutigen Max-Joseph-Platz. Diesem Thema werden wir uns im Neuen Jahr ausführlich widmen.
Mit besten Grüßen
Thomas Endl & Klaus Reichold
Sehr geehrte Damen und Herren,
liebe Freundinnen und Freunde der weiß-blauen Kulturgeschichte,
die derzeitigen Temperaturen lassen keinen Zweifel zu: München ist eine südliche Stadt. Das scheint auch ein Blick in die Geschichte zu bestätigen: An diesem Samstag (23.07.2022) und am nächsten Samstag (30.07.2022) suchen wir lauter Schauplätze auf, die uns weismachen wollen, wir befänden uns gar nicht auf weiß-blauem Boden, sondern irgendwo in Italien.
Wir steigen in ein Gewölbe hinunter, das für ein Mithräum römischer Soldaten gehalten wurde, fragen uns, wo genau die Wiege eines gekrönten Königs von Italien stand und begegnen einem Elefanten, der dank eines Renaissancefürsten vom Schlage eines florentinischen Principe nach München gefunden hat. Ein gschlampertes Verhältnis mit einer Dame aus Umbrien veranlasst uns zum bußfertigen Besuch der Christmette in der Capella Palatina zu Palermo. Das Diktum einer Turiner Prinzessin, wonach „i Bavaresi … più idioti nell’edificare“ seien, verstimmt uns. Doch wir verzeihen ihr. Denn immerhin verhalf sie München zu einer Kuppel nach dem Vorbild Michelangelos.
Wer die bayerische Landeshauptstadt als „Deutsches Rom“ oder „nördlichste Stadt Italiens“ tituliert, liegt gar nicht so falsch: Der Alte Peter ist das weltweit einzige Gotteshaus, in dem der Papst noch heute gekrönt wird. Die frühere Hauptpost zitiert die Fassade des ersten Waisenhauses Europas, des „Spedale degli Innocenti“ in Florenz. Und in der Neuveste, dem Vorläufer der Residenz, wurde schon 1568 Pizza mit Büffelmozzarella serviert. Einen italienischen Kastraten, der später zum Bischof geweiht wurde, hat München natürlich auch zu bieten.
Wir freuen uns auf Sie!
Liebe Freundinnen und Freunde der weiß-blauen Kulturgeschichte,
mit dem sozialen Wohnungsbau hatte er wenig bis gar nichts am Hut. Auch die dramatischen gesellschaftlichen Veränderungen seiner Tage, die Not und das Elend von Tagelöhnern und Fabrikarbeitern scheinen ziemlich spurlos an ihm vorübergegangen zu sein. Gabriel von Seidl, Enkel des Bierbrauers Gabriel Sedlmayr und Sohn des Hofbäckermeisters Anton Seidl, war eher ein Architekt der Reichen und Mächtigen, der „Großkopferten“, wie man hierzulande so schön sagt.
Er schwärmte für historische Stilrichtungen, ließ als Architekt „die alten Melodien … wieder … erklingen“ (Eberhard Hempel 1949 in seiner Geschichte der deutschen Baukunst) und nahm sich nichts weniger vor, als „die heile Welt [zu ] bauen, in der alles in Ordnung ist“, so die Kunsthistorikerin Veronika Hofer 2002 im Vorwort ihres Standardwerks Gabriel von Seidl – Architekt und Naturschützer. Mit ihrer Schlussfolgerung trifft sie vermutlich ins Schwarze: „Nach einer solchen Architektur sehnen sich die Menschen auch heute“.
An diesem Montag erzählt Klaus Reichold um 19 Uhr im Zentrum St. Bonifaz von einem Tausendsassa, der die Vergangenheit hochleben ließ und vielleicht gerade deshalb – als streitbarer Bewahrer dessen, was wir noch immer ein wenig verschämt „Heimat“ nennen – in die Zukunft dachte. Sollten Sie am Montagabend verhindert sein: Am Dienstagvormittag wiederholt Klaus Reichold seinen Vortrag via Zoom.
Er galt als typisch „münchnerischer Charakter“, zeigte eine Begeisterung für sein Metier, „dass es unmöglich war, nicht angesteckt zu werden“ und zeichnete seine Entwürfe, wenn er gerade kein Papier zur Hand hatte, notfalls „auf das blanke Tischtuch“. Seine historisierenden Prachtbauten, darunter das Bayerische Nationalmuseum, prägen das Münchner Stadtbild bis heute. Gleichzeitig „erfand“ er den Prototyp des bayerischen Wirtshauses, schmückte Bad Tölz mit bunten Fassaden und sorgte dafür, dass das Isartal südlich von München unverbaut blieb.
Wir freuen uns auf Sie!
Liebe Freundinnen und Freunde der weiß-blauen Kulturgeschichte,
die jüngsten Bilder vom G7-Gipfel in Elmau zeigen es aufs Neue: Die oberbayerische Bilderbuchlandschaft eignet sich ganz wunderbar als Hintergrundkulisse der Politik. Aber dieses „Schicksal“ teilen natürlich auch die schönsten Flecken und Winkel anderer Länder: Vorgängertreffen der „Gruppe der Sieben“ fanden etwa im legendären französischen Seebad Biarritz, im spektakulär über der Küste Siziliens thronenden Taormina oder in der beschaulichen Abgeschiedenheit von La Malbaie am Nordufer des Sankt-Lorenz-Stroms in Kanada statt.
Herr Putin weiß die Wirkung einer bezaubernden Lage erst recht zu nutzen: Er empfängt seine Gäste gern in seiner „Ferienhauptstadt“ Sotschi an der russischen Riviera, wo schon Stalin seine luxuriöse Datscha hatte. Spätestens dann, wenn sich Herr Putin in heroischer Natur mit nacktem Oberkörper fotografieren lässt, scheinen freilich die Grenzen zwischen hinnehmbarer Instrumentalisierung und verwerflichem Missbrauch der Landschaft überschritten.
Meister in dieser Disziplin waren die Nationalsozialisten.
An diesem Montag erzählt Klaus Reichold ab 19 Uhr im Zentrum St. Bonifaz von den Beziehungen führender Nationalsozialisten zu Bayern – und von der Macht der Bilder. Sollten Sie am Montagabend verhindert sein: Am Dienstagvormittag wiederholt Klaus Reichold seinen Vortrag via Zoom.
Wir freuen uns auf Sie!
Mit besten Grüßen
Thomas Endl
Liebe Freunde der weiß-blauen Kulturgeschichte,
wir haben Zeitlang nach Ihnen – und eine gute Nachricht: Die lange Durststrecke ohne Präsenzveranstaltungen geht zu Ende. Frisch gestärkt und neu sortiert starten wir nach den Pfingstferien mit dem Sommerprogramm in St. Bonifaz.
Und wir freuen uns darauf, Sie wieder persönlich zu begrüßen – bei einem kleinen Sektempfang vor Beginn des ersten Vortrags (siehe unten), zu dem wir Sie herzlich einladen.
Natürlich gibt es einige Neuerungen:
Anderes bleibt wie gewohnt:
Jetzt aber in medias res.
Für die kommenden Wochen haben wir vier „Sommerthemen“ ausgesucht, die Ihnen gleichzeitig Lust auf die eine oder andere „Fahrt ins Blaue“ mit dem Neun-Euro-Ticket machen sollen – respektive auf eine Entdeckungstour nach Italien, die notfalls sogar mit der Trambahn zu bewältigen wäre:
Heftige Regengüsse (Vortrag)
Max Zwo auf Fußreise von Lindau nach Berchtesgaden
Missbrauchte Idylle (Vortrag)
Die oberbayerische Bilderbuchlandschaft als Hintergrundkulisse von Führerkult und Staatsverbrechen
Modern – Habt’s mi gern (Vortrag)
Der Architekt Gabriel von Seidl vereint das Bedürfnis nach Gemütlichkeit und Funktionalität
München liegt am Mittelmeer (Stadtspaziergänge)
Italienische Reminiszenzen zwischen Petersbergl und Salvatorplatz
Wir freuen uns auf Sie!
Liebe Freunde der weiß-blauen Kulturgeschichte,
vor hundert Jahren, am 18. Oktober 1921, starb Ludwig III. Der 76 Jahre alt gewordene, glücklose Sohn von Prinzregent Luitpold ist gleich in zweifacher Hinsicht in die Geschichtsbücher eingegangen und bestätigt damit auf beredte Weise, dass das Land südlich der Donau selbst angesichts einer Niederlage in aller Regel die Nase vorn hat: Ludwig III. war nicht nur der letzte bayerische König. Er war zugleich der erste der insgesamt 22 deutschen Monarchen, die 1918, bei der Revolution, vom Thron gefegt wurden.
Die Frage, wie es dazu kommen konnte, beleuchtet – nebst näheren und weiteren Umständen – die aktuelle Bayerische Landesausstellung. Sie ist unter dem Motto „Götterdämmerung II – Die letzten Monarchen“ noch bis 16. Januar 2022 im Donausaal des Hauses der Bayerischen Geschichte in Regensburg zu sehen.
In virenfreien Zeiten wäre das natürlich ein trefflicher Anlass, eine Exkursion nach Regensburg aufs Programm zu setzen. Stattdessen laden wir Sie – coronabedingt – zu einem virtuellen Ausstellungsrundgang ein. Wir haben uns die Ausstellung nämlich vor Kurzem genauer angeschaut und unsere Eindrücke in der Rezensionsreihe „Hut ab oder Kopf ab?“ für Sie in Wort und Bild zusammengestellt.
Falls wir Sie damit anstiften, auf eigene Faust nach Regensburg zu fahren, um sich vor Ort und den eigenen Fragen folgend in das spannende Thema zu vertiefen: Die Kollegen vom Haus der Bayerischen Geschichte freuen sich über jeden Besucher (derzeit gilt 2G+; die jeweils aktuellen Zugangsbedingungen entnehmen Sie bitte der Homepage). Zur Ausstellung gibt es natürlich auch einen Katalog, der im Verlag Friedrich Pustet erschienen ist und – von uns ebenfalls besprochen – beispielsweise über unser Onlineportal „litera bavarica“ bestellbar ist.
Sollten Sie eher den bewegten Bilder zugeneigt sein: In der ZDF-Mediathek können Sie sich jederzeit die neueste Fernsehdokumentation unserer Mit-Histonautin Sonja von Behrens herunterladen, die zumindest einen Seitenblick auf „Die letzten Monarchen“ erlaubt. Denn in dem jüngst fertiggestellten Beitrag für ZDF History geht es um „Deutschlands Soldaten - Vom Kaiserreich bis nach Afghanistan“ – wobei Sonja von Behrens ihren Film als Anregung für die Zuschauer versteht, sich selber zu fragen: "Welche Haltung habe ich eigentlich zum Militär und warum?“
Ja und falls Sie sich vom unvermeidlichen Märchenkönig durch das Jahr 2022 begleiten lassen wollen: Unseren Wandkalender, der unter dem Motto „Königliche Momente“ exklusive Einblicke in das Leben Ludwigs II. gibt und maßgeblich von Markus Richter, dem ehemaligen Kastellan von Neuschwanstein, erdacht worden ist, ist noch verschiedentlich im Buchhandel sowie zur Not online erhältlich und würde sich bestimmt auch auf dem einen oder anderen Gabentisch gut machen.
Eine besinnliche Adventszeit, frohe Weihnachten, einen guten Rutsch – und bleiben Sie gesund!
Mit winterlichen Grüßen
Thomas Endl und Klaus Reichold
Buchmesse "litera bavarica 2021"
Liebe Freunde der weiß-blauen Kulturgeschichte,
wie gut, dass der unvermeidliche Märchenkönig, den man in der Nacht vom 13. auf den 14. Juni 1886 tot aus dem Starnberger See gezogen hat, in Wirklichkeit nie gestorben ist. Lebendig wie eh und je geistert er durch Bayerische Landesausstellungen, Souvenirläden – und demnächst auch durch die Kalenderabteilungen des Buch- und Schreibwarenhandels.
Denn in Zusammenarbeit mit Markus Richter, der als ehemaliger Kastellan von Neuschwanstein schon mehrfach bei Exkursionen des bavaricum@histonauten mit an Bord war, haben wir uns einen großformatigen Bilderbogen mit 12 monatlich wechselnden Szenen für das Jahr 2022 ausgedacht.
Der Wandkalender zeigt Ludwig II., wie er noch nie zu sehen war. Wir stellen ihn an diesem Sonntag gemeinsam mit Markus Richter im historischen Marstall von Schloss Berg am Starnberger See vor.
Kalender-Präsentation unter dem Motto „12 x Ludwig“
im Rahmen der Ausstellung „Hommage an Ludwig II.“ von MT Hennig
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Der athletisch gebaute Schöngeist, der den Alpsee bei Hohenschwangau als jugendlicher Schwimmer in Rekordzeit durchquert. Der königliche Schwärmer, der zu seinen Geburts- und Namenstagen auf dem Schachen bei Partenkirchen Feuerwerke abbrennen lässt. Der tragische Monarch, der in absolutistischen Phantasien schwelgt und bei seiner Absetzung in Neuschwanstein die bittersten Stunden seines Daseins durchleidet.
Kaum jemand war Zeuge solch herausragender Momente im Leben des Märchenkönigs.
Bisher.
Jetzt gibt es Bilder dazu. Sie ähneln den Gemälden alter Meister und sind doch ganz neu - eigens geschaffen für den Wandkalender „Königliche Momente 2022“. Jedes Blatt zeigt eine mehr oder weniger intime Szene – einen Moment, in dem sich der bayerische Märchenkönig unbeobachtet fühlt. Ein Zitat aus seiner Feder oder aus seinem Umfeld betont die Atmosphäre. Markus Richter und Klaus Reichold, die zu den besten Kennern der Vita Ludwigs II. zählen, erläutern die historischen Zusammenhänge auf Blatt 13.
Wann: So., 11. Juli 2021, 19.30 Uhr
Wo: Marstall am See, Mühlgasse 7, 82335 Berg
Eintritt: 15 €
Anmeldung (nicht zwingend erforderlich, aber hilfreich zur Planung): per mail oder unter 0171 / 33 71 444
Zwei Tage zuvor, am Fr., 9. Juli 2021, um 19.30 Uhr, können Sie Markus Richter am selben Ort mit einer Multimedia-Lesung aus seinem Neuschwanstein-Thriller „Ins Herz“ erleben.
Eintritt: 15 €
Anmeldung (nicht zwingend erforderlich, aber hilfreich zur Planung): per mail oder unter 0171 / 33 71 444
Wir freuen uns auf Sie!
Mit besten Grüßen
Thomas Endl
Liebe Freunde der weiß-blauen Kulturgeschichte,
ganze Generationen, die mit dem Königlich Bayerischen Amtsgericht – jener legendären Fernsehserie von Georg Lohmeier – aufgewachsen, alt geworden oder jung geblieben sind, können den Satz selbst im Tiefschlaf stolperfrei aufsagen: „Mir brauchan koan Kini, aber scheener war’s [scho]“.
Als verfassungstreuer Bürger des heutigen Freistaats Bayern mag man sich ob solcher Anachronismen schmunzelnd seinen Teil denken. Man kann das lohmeier’sche Mantra aber auch – beispielsweise anhand der „Karrieren“ Ludwigs II., dessen nominellen Nachfolgers Otto und dessen späteren „Mit-Königs“ Ludwig III. – genüsslich sezieren und allein durch die bloße Aneinanderreihung der historischen Fakten ad absurdum führen.
Das macht der vielfach ausgezeichnete Schriftsteller Bernhard Setzwein auf ebenso subtile wie brillante (um nicht zu sagen: hinterkünftige) Weise. In seinem einstündigen Radiofeature „Der Kini“ lässt er unter anderem Klaus Reichold und unsere Autorin Christiane Böhm („Eben noch unter Kronleuchtern … Die Revolution 1918/1919 aus Sicht der bayerischen Königstöchter“) zu Wort kommen, um letztlich festzustellen: Entgegen anderslautender Nachrichten gibt es bis heute einen König in Bayern. Er wohnt in Grafing und arbeitet im „Wirtshaus zum Schweinsbräu“ in Herrmannsdorf.
Sendungstitel: Bayerische Berufungen und Instanzen: Der Kini
Autor: Bernhard Setzwein
Sendereihe: Bayerisches Feuilleton
Sender: Bayern 2
Termine: Sa, 19.06.2021, 8.05 bis 9 Uhr (Erstausstrahlung),
So, 20.06.2021, 20.05 bis 21 Uhr (Wiederholung)
Die Sendung ist in der Mediathek auch als Podcast verfügbar.
Und Literatur zu den bayerischen Königen und Königinnen finden Sie natürlich in der Welt der bayerischen Bücher!
Liebe Freunde der weiß-blauen Kulturgeschichte,
wir haben kürzlich eine handgeschriebene Karte aus Nymphenburg im Briefkasten vorgefunden, auf der Franz von Bayern gesteht, dass „die langen Monate“ der coronabedingten Ruhe bei ihm „einen gemütlichen Schlamp begünstigt“ hätten, weswegen er sich leider mit einer gewissen Verspätung bei uns melde. Wir fanden diese Formulierung höchst originell, zumal sich auch unser Alltag in der Pandemie spürbar entschleunigt hat (was uns, wie wohl vielen Zeitgenossen, außerordentlich gut tut).
Allerdings liegen wir nicht auf der faulen Haut. Schon Ende des vergangenen Jahres haben wir zusammen mit Gerhard Willhalm, dem Betreiber der Seite StadtgeschichteMünchen, das Online-Portal „litera bavarica – Die Welt der bayerischen Bücher“ auf die Beine gestellt. Es richtet sich nicht nur an Freunde weiß-blauer Literatur, sondern auch und gerade an ein kulturhistorisch interessiertes Publikum, das Spaß daran hat, tief in ein Thema einzutauchen und im Zweifelsfall auch selber zu recherchieren.
Zu diesem Behufe finden Sie in diesem Portal – neben den Publikationen führender bayerischer Verlage wie Allitera, C.H. Beck, Hirschkäfer, Anton H. Konrad, Friedrich Pustet, Franz Schiermeier, Volk – Autorenbiographien, Buchbesprechungen, Downloadlinks, Terminhinweise und andere relevante Informationen.
Mit den Verlagen und anderen „befreundeten Institutionen“ arbeiten wir täglich daran, die Angebotspalette des Online-Portals zu erweitern. Und weil auf diese Weise einiges zusammenkommt, wollen wir Ihnen in unregelmäßigen Abständen darüber berichten, was es Neues gibt in der „Welt der bayerischen Bücher“.
Bavaria liest
Wir starten mit der Interviewreihe „Bavaria liest“, in der wir Autoren und ihre Neuerscheinungen vorstellen, coronabedingt zunächst online per Video und - sobald es wieder möglich ist - auch live im Münchner Zentrum St. Bonifaz.
Als ersten Gast hat Histonaut Thomas Endl die Erfolgsautorin Heidi Rehn eingeladen. Mit dem Band „Das doppelte Gesicht – Ein Fall für Emil Graf“ beginnt ihre neue Krimireihe, die im München der Nachkriegsjahre 1945 bis 1949 spielt.
Heidi Rehn erzählt von der zerstörten Innenstadt und den heil gebliebenen Villen in Nymphenburg, von jüdischen Rückkehrern, von den Freuden und Herausforderungen bei der Recherche, von ihrer Leidenschaft für historische Stoffe und ihren literarischen Spaziergängen.
Hans Gärtner empfiehlt
Neu im Team der litera bavarica ist der emeritierte Pädagogik-Professor Hans Gärtner. Er gilt als Urgestein der Kulturberichterstattung und ist ein anerkannter Fachmann für Kinder- und Jugendliteratur. Auf der Seite "Im Rampenlicht" weisen wir jeweils auf seine aktuellen Buchbesprechungen hin.
Jüngst hat er sich mit einem geheimnisvollen "Glaszimmer" beschäftigt. Seine Rezension und einen Trailer zur Buch-Verfilmung, die demnächst ins Kino kommen soll, finden Sie hier ...
Capriccio weckt Leselust
Geistreich formuliert und schön gedreht, machen die Buchempfehlungen von "Capriccio", dem Kulturmagazin des Bayerischen Fernsehens, Lust auf's Lesen. Auch das Büchlein "Warum Bayern ein orientalisches Land ist und andere weiß-blaue Wahrheiten" von Histonaut Klaus Reichold wurde vor einiger Zeit in Szene gesetzt. Das hat uns auf die Idee gebracht, bei "Capriccio" nachzufragen, ob wir die Beiträge übernehmen dürfen. Die Redaktion sagte gleich "Ja" und wir sagen "Viel Spaß beim Bücherentdecken!"
Mit der litera bavarica durchs Jahr
Tag der Franken, Friedensfest Augsburg, Oktoberfest oder Tag des offenen Denkmals - je nach Aktualität präsentieren wir Ihnen "Im Rampenlicht" eine Auswahl thematisch passender Bücher. Auch zu runden Geburtstagen bedeutender Persönlichkeiten und besonderen Jahrestagen finden Sie Empfehlungen. Gerne können Sie uns jährlich wiederkehrende Termine und nahende Gedenktage vorschlagen.
Literatur zum Lauschen
Die Kollegen vom "Literatur Radio Hörbahn" sind unermüdlich. Und so konnten wir weitere Podcastfolgen übernehmen, etwa die mit Monika Pfundmeier und ihrem Oberammergau-Krimi „Die blaue Reiterin“, der auch zu Gabriele Münter und - natürlich - zur Künstlervereinigung „Der Blaue Reiter“ führt.
Lesen Sie kostenlos!
Zahlreiche Institutionen stellen Veröffentlichungen als kostenlose Downloads zur Verfügung. Viele davon finden Sie bei uns mit Inhaltsverzeichnis und Direktlink, etwa die ersten 30 Bände des Oberbayerischen Archivs oder Ausstellungskataloge der Staatlichen Archive Bayerns wie 100 Jahre Coburg bei Bayern.
Reihenweise gute Bücher
Die litera bavarica nimmt nicht nur Neuerscheinungen in den Fokus, sondern listet auch ältere Werke auf. Gerade bei Reihen bemühen wir uns, nach und nach alle Bände einzustellen. Die Monographien "Komponisten in Bayern", die schon seit 1983 vom Tonkünstlerverband Bayern e.V. herausgegeben werden, finden Sie in dieser Vollständigkeit nur auf dem Online-Portal litera bavarica.
Kritisch betrachtet
Schon lange pflegen wir mit der monatlich erscheinenden Kulturzeitung „Münchner Feuilleton“ einen netten Kontakt. Den Trailer, den Sie mit einem Klick auf das Bild ansehen können, haben wir 2016 im Auftrag der Redaktion produziert. Der Literaturredakteurin Gisela Fichtl verdanken wir, dass wir die Rezensionen des "Münchner Feuilletons" übernehmen können, etwa die zu Katja Sebalds „Sehnsucht Starnberger See - Villen und ihre berühmten Bewohner im Portrait".
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Mit den besten Grüßen
Thomas Endl
Liebe Freunde der weiß-blauen Kulturgeschichte,
unsere Hamburger Mit-Histonautin Sonja von Behrens hat sich jüngst mit der Queen beschäftigt – allerdings nicht mit der 95-jährigen Witwe, die über den Tod ihres Gatten trauert, sondern mit der noch nicht einmal 20-jährigen Elizabeth, die als einziges weibliches Mitglied der Königsfamilie in der britischen Armee gedient hat: Sie absolvierte kurz vor Ende des Zweiten Weltkriegs beim Militär eine Ausbildung zur Automechanikerin und steuerte anschließend einen Sanitätslaster des Royal Army Medical Corps. Ihre Leidenschaft für Autos hat sie sich bis heute bewahrt.
Das einfühlsame Portrait greift auf zahlreiche Privataufnahmen zurück, erzählt viele unbekannte Geschichten und ist im Auftrag der BBC unter der Regie von Christopher Bruce entstanden. Sonja von Behrens hat die Produktion für das ZDF bearbeitet.
Queen Elizabeth war 13, als England in den Krieg mit Nazideutschland trat. Von den Eltern getrennt, machte sie britischen Kindern Mut. Experten sind sich sicher: Die eiserne Disziplin der Queen hat ihre Wurzeln in jenen Jahren. Bei Kriegsende diente die einst schüchterne Prinzessin als Lastwagenfahrerin in der Armee. Bei der Siegesfeier mischte sie sich heimlich mit ihrer Schwester unters Volk.
ZDF, Sonntag, 02.05.2021, 23:40 – 00:25
Das Video ist bis 21.09.2021 in der Mediathek verfügbar.
Einen guten Start in die neue Woche!
Liebe Freunde der weiß-blauen Kulturgeschichte,
wir hoffen, dass Sie einigermaßen unbeschadet durch die vergangenen Wochen gekommen sind und dass die coronabedingte Pause – trotz allem Ungemach – auch positive Wirkungen entfaltet. Bei uns ist es Gott sei Dank so. Bislang von einer Infektion verschont geblieben, haben wir das Spazierengehen und Kopfauslüften neu entdeckt. Gleichzeitig aber müssen wir feststellen, dass uns zu dauerhaftem Müßiggang leider jegliches Talent fehlt.
So hat Klaus Reichold die erzwungene Auszeit unter anderem dazu genutzt, seine Heimatkunde Bayern zu aktualisieren, die vor zehn Jahren bei Hoffmann und Campe erschienen ist. Stark erweitert und unter dem neuen Titel Warum Bayern ein orientalisches Land ist und andere weiß-blaue Wahrheiten kann das Buch inzwischen – nach coronabedigten Verzögerungen in der Druckerei und im Vertrieb – bestellt werden, beispielsweise über unser Online-Portal litera bavarica - Die Welt der bayerischen Bücher oder, dank Click & Collect, direkt in Ihrer Buchhandlung. In den nächsten Tagen erscheint es auch als E-Book und ist dann über alle einschlägigen Online-Shops abrufbar. Die elektronische Ausgabe bietet als „Zuckerl“ Direktlinks zu zahlreichen Quellen, die Klaus Reichold bei den Recherchen konsultiert hat.
Am heutigen Donnerstag, 25.02.2021, wird das Buch um 22.45 Uhr in Capriccio, dem Kulturmagazin von BR Fernsehen, vorgestellt. Danach finden Sie die Sendung auch in der BR Mediathek.
Dass das Buch schon vor seinem Erscheinen vom Bayerischen Staatsministerium für Wissenschaft und Kunst ausgezeichnet worden ist, freut uns sehr. Alles Nähere erfahren Sie in der Pressemitteilung auf der Seite des Verlages unter „Downloads“.
Bleiben Sie gesund!
Mit besten Grüßen
Thomas Endl
Liebe Freunde der weiß-blauen Kulturgeschichte,
in seiner Jugend trieb sich Klaus Reichold nach der Schule nahezu täglich in den Bavarica-Abteilungen der Münchner Innenstadt-Buchhandlungen herum. Irgendwann fiel er gar der Hybris anheim, jede Neuerscheinung zu kennen. Und wenn sich im Nachhinein herausstellte, dass ihm der eine oder andere Titel doch entgangen war, wertete er das als persönliche Niederlage und konnte nächtelang nicht schlafen.
Solcherlei Ungemach gehört jetzt endgültig der Vergangenheit an. Denn wir haben soeben das kostenlose und für Nutzer ohne Registrierung zugängliche Online-Portal litera bavarica – Die Welt der bayerischen Bücher freigeschaltet. Es handelt sich um eine virtuelle Version unserer gleichnamigen Buchmesse, die – unter Beteiligung führender Bavarica-Verlage und mit großer Resonanz bei Lesern und Autoren – erstmals 2017 im Zentrum St. Bonifaz in München stattfand und heuer coronabedingt ausfallen musste.
Das Online-Portal – entstanden dank des großartigen Engagements von Gerhard Willhalm, der zu den Hörern des bavaricum@histonauten zählt und auch die Online-Portale https://stadtgeschichte-muenchen.de und https://stadt-muenchen.net betreibt – ist als Weihnachtsgeschenk für alle Liebhaber bayerischer Kultur und Literatur gedacht und auf Dauer angelegt: Es soll auch in Nach-Corona-Zeiten als digitale Ergänzung der analogen Buchmesse dienen und im Internet zum zentralen Informationsknotenpunkt für jene werden, die sich für Bücher aus und über Bayern interessieren.
Wir präsentieren Ihnen auf diesem Portal, das ständig ergänzt und aktualisiert wird, derzeit über 4.500 Titel (Belletristik, Lyrik, Hörbücher, Fachbücher, Sachbücher, Zeitschriften, künftig auch Musik) von 3.500 Autoren – darunter Neuerscheinungen, Titel aus den Backlists führender Bavarica-Verlage und vergriffene Bücher, die wir nach wie vor für lesenswert halten.
Außerdem bietet das Online-Portal Autorenportraits, Podcasts, Rezensionen, Trailer, Videos, Terminhinweise (Buchpremieren, Lesungen, Literarische Stadtführungen, Live-Streams u.a.), jahreszeitlich passende Titel-Empfehlungen und die Möglichkeit, Literatur zu bestimmten Epochen, Orten oder Themen zu recherchieren. Sie können Titel per Button über den lokalen Buchhandel bestellen und einen speziellen Newsletter abonnieren.
Klaus Reichold und ich wünschen Ihnen viel Freude beim Stöben und Entdecken und hoffen, dass die bevorstehenden Feiertage – trotz der unvermeidlichen Einschränkungen – Lichtblicke für Sie sind.
Frohe, kurzweilige Weihnachten – und bleiben Sie gesund!
Mit besten Grüßen
Thomas Endl
Liebe Freunde der weiß-blauen Kulturgeschichte,
Allerseelen, Volkstrauertag, Totensonntag, dazu ein coronabedingter „Lockdown light“ – Erich Kästner, der auf dem Friedhof Bogenhausen seine letzte Ruhe gefunden hat und dieser Tage auch von der Süddeutschen Zeitung zitiert worden ist, hat wirklich recht: „Ach, dieser Monat trägt den Trauerflor!"
Wir denken, dass gegen den November-Blues eine Betrachtung über die „Schöne Leich‘“ helfen könnte, die Klaus Reichold vor vielen Jahren für eine Publikation der Bayerischen Staatszeitung verfasst und in der vergangenen Woche für unser Online-Angebot „Durch Land und Zeit – Mit den Histonauten unterwegs“ aktualisiert und eingesprochen hat. Wenn Sie mögen, hören Sie hier hinein.
Das eine oder andere wird Ihnen, sofern Sie gelegentlich einem Vortrag in St. Bonifaz gelauscht haben, bekannt vorkommen.
Und wenn Sie sich fragen, von wem die originelle Illustration zum gewaltsamen Ende der bedauernswerten Maria von Brabant stammt: von der Rosemarie Zacher, die mit ihrer Ausstellung „Vergnügliche Unzulänglichkeiten“ noch bis 7. November 2020 im Laden der Münchner Buchmacher im Neuen Rathaus (Eingang Dienerstraße) vertreten ist.
Bleiben Sie gesund!
Mit besten Grüßen
Thomas Endl
Liebe Freunde der weiß-blauen Kulturgeschichte,
weil uns heute Nacht der Alptraum geplagt hat, Sie hielten uns für verschollen, scheint es uns höchste Zeit zu sein, Sie auf den neuesten Stand zu bringen und Ihnen zu versichern: Es gibt uns nach wie vor!
Wir arbeiten momentan an diversen Publikationen und – gemeinsam mit Gerhard Willhalm, der die Seite stadtgeschichte-muenchen.de betreibt – an einem Online-Auftritt unserer „litera bavarica“. Die Buchmesse mit Publikationen und Informationen zu München, Bayern und zur europäischen Kulturgeschichte, die wir 2017 aus der Taufe gehoben haben, sollte im Herbst wieder im Zentrum St. Bonifaz stattfinden. Weil eine solche Veranstaltung coroanabedingt derzeit nicht möglich ist, weichen wir ins Internet aus.
Dafür sind Sie herzlich eingeladen, physisch und „in personam“ den Laden der Münchner Buchmacher im Neuen Rathaus an der Dienerstraße aufzusuchen, den uns wieder das Kompetenzteam Kultur- und Kreativwirtschaft der Landeshauptstadt München zur Verfügung gestellt hat. Eröffnet von Kulturreferent Anton Biebl und Kommunalreferentin Kristina Frank, präsentiert er bis Ende Januar 2021 „das größte München-Bücher-Angebot der Welt“ (Franz Schiermeier). Neben Publikationen aus den Verlagen Allitera, Franz Schiermeier, Friedrich Pustet, Hirschkäfer, Morisken, Volk und weiteren Bavarica-Spezialisten finden Sie hier von Dienstag bis Samstag (11 bis 19 Uhr) auch Tonträger von Trikont und jene Sachbücher, Krimis und Thriller, die bei uns, in der edition tingeltangel beziehungsweise in der Edition Luftschiffer, erschienen sind.
Außerdem können Sie im Laden der Münchner Buchmacher (www.facebook.com/Muenchner.Buchmacher) noch bis 7. November 2020 eine Ausstellung mit Werken unserer lieben Freundin Rosemarie Zacher (www.rosemarie-zacher.de) sehen. Die einstige „Stadtmalerin“ von Starnberg und Trägerin des Pasinger Kunst- und Kulturpreises schuf unter anderem die Wappenstele des bayerischen Städtetags für die Bayerische Vertretung in Berlin und gab Kurse und Workshops für Institutionen wie die Bayerische Schlösserverwaltung, den Bezirk Oberbayern oder das Haus der Kunst. Ihre gewitzten Illustrationen, die häufig einen Bezug zur bayerischen Geschichte haben, zierten in der Vergangenheit zahlreiche Buchbeiträge von Klaus Reichold. Das Motto ihrer Ausstellung im Buchmacher-Laden lautet „Vergnügliche Unzulänglichkeiten“. Die Schau nimmt unsere oft liebenswürdigen Fehler und Fehlleistungen auf die Schippe und präsentiert neben Plastiken (darunter die drei Majestäten Leowig, Ottmilian und den „King mit Durchblick“) auch ein Gemälde von Kurfürst Max Emanuel, das deshalb „Oben ohne“ betitelt ist, weil es den gefürchteten „Türkenhelden“ erstmals ohne die ja wirklich entstellende und vermutlich von zahllosen Läusen bevölkerte Allonge-Perücke zeigt.
„Bespielt“ wird der Laden der Münchner Buchmacher übrigens auch vom „Literatur Radio Hörbahn“, das einmal im Monat zwischen den Regalen und vor (coronabedingt überschaubarem) Publikum eine Sendung aufzeichnet. Der nächste Termin ist Mittwoch, 4. November 2020, 19 Uhr. Marta Donato liest aus ihrem neuen Italien- & Bayern-Krimi „Schnee vom Gardasee“ (edition tingeltangel) und steht anschließend dem Moderator Dr. Uwe Kullnick Rede und Antwort. (www.edition-tingeltangel.de/krimis-thriller-1/krimi-schnee-vom-gardasee/).
Auch Klaus Reichold und ich waren dort schon vor einiger Zeit mit unserer Ludwig II.-Biographie „Die phantastische Welt des Märchenkönigs“ zu Gast. Diese Sendung können Sie unter literaturradiohoerbahn.com/hos-im-rathaus-die-phantastische-welt-des-maerchenkoenigs-ludwig-ii-biographie-von-klaus-reichold-und-thomas-endl-lesung-und-hintergrundgespraech/ nachhören.
Bleiben Sie gesund!
Liebe Freunde der weiß-blauen Kulturgeschichte,
schon wieder ist der Märchenkönig in aller Munde – diesmal, weil er am 25. August 2020 sein 175. Wiegenfest feierte (sofern er nicht gestorben ist, sondern in der Nacht zum 14. Juni 1886 tatsächlich in einen Schwan verwandelt wurde, wie manche Esoteriker glauben).
Aus diesem Anlass lasen Klaus Reichold und Thomas Endl aus ihrer Biographie über Ludwig II., die vor Kurzem unter dem Titel "Die phantastische Welt des Märchenkönigs" in zweiter Auflage erschienen ist.
Zu dieser Lesung eingeladen hat Uwe Kullnick vom Literatur Radio Hörbahn.
Die Radio-Live-Aufzeichnung mit Hintergrundgespräch fand am Mittwoch, 5. August 2020, im Buchladen der Münchner Buchmacher im Neuen Rathaus (Eingang in der Dienerstraße) statt.
Inzwischen ist die Sendung hier auch online zu hören.
Auf den Seiten des Literatur Radio Hörbahn finden Sie außerdem eine Sendung mit dem Krimi-Autor Markus Richter, der als ehemaliger Kastellan von Neuschwanstein zwei Thriller über Ludwig II. geschrieben und im Frühling und Sommer 2019 mehrere Exkursionen des bavaricum@histonauten begleitet hat.
Liebe Freunde der weiß-blauen Kulturgeschichte,
er spielte leidenschaftlich gern Klavier, Schach und Tennis, war ungemein gewitzt und führte zeitweise das Leben eines Dandys. Aufgewachsen im Berliner Villenviertel Grunewald, wo Bilder von Lenbach die Wände schmückten, begann er den Tag in aller Regel nicht vor 11 Uhr, verbrachte die Abende vorzugsweise im Kino und die Nächte mit Freunden bei gelehrten Diskussionen über Gott und die Welt. Seinen Entschluss, Evangelische Theologie zu studieren, hielt der Vater, Chefarzt der Neurologie an der Charité, für Zeitverschwendung. Immerhin war der Großvater mütterlicherseits Hofprediger an der Potsdamer Garnisonkirche gewesen.
Den großbürgerlichen Bonvivant mit aristokratischen Wurzeln legte der ebenso weltläufige wie polyglotte Dietrich Bonhoeffer zwar nie wirklich ab. Andererseits tauchte er – ob in Harlem oder am Prenzlauer Berg – in prekäre Lebenswelten ein, bewunderte Mahatma Gandhi und stellte sich an die Seite derer, die Hilfe und Unterstützung brauchten. Er war überzeugt davon, dass die christlich-humanistischen Werte nicht verhandelbar sind und dass eine christlich-humanistische Haltung in ein entsprechendes Handeln münden muss. Folgerichtig schloss er sich in den Tagen des Nationalsozialismus dem Widerstand an.
Dank persönlicher Verbindungen kam er im Zweiten Weltkrieg zum „Amt Ausland/Abwehr“, dem militärischen Nachrichtendienst der deutschen Wehrmacht, wo er – gedeckt von Vorgesetzten – im Sinne des Widerstandes tätig blieb. Seine internationalen Kontakte prädestinierten ihn zum Doppelagenten. Über das Münchner Büro der „Abwehr“ in der Schönfeldstraße und über den späteren CSU-Vorsitzenden Josef Müller, den legendären „Ochsensepp“, liefen seine Drähte in den Vatikan. Und in Ettal, wo er drei Monate verbrachte und in der Klosterbibliothek arbeiten durfte, sprach er mit dem Jesuitenpater und NS-Gegner Rupert Mayer.
Schon lange unter Beobachtung der Gestapo, flog er am Ende freilich doch auf. Sein letzter Weg führte ihn vom Militärgefängnis Berlin-Tegel über Buchenwald, Regensburg, Metten und den niederbayerischen Marktflecken Schönberg nach Flossenbürg in der Oberpfalz. Dort wurde er in den letzten Tagen der NS-Herrschaft an der Seite von Admiral Wilhelm Canaris, seinem Chef im „Amt Abwehr/Ausland“, gehängt.
Anlässlich seines 75. Todesjahres hat sich Klaus Reichold mit Pfarrer Thomas Lotz von der Evangelischen Kirchengemeinde Höhenkirchen-Siegertsbrunn unterhalten. Im dortigen Gemeindezentrum war kürzlich eine Wanderausstellung über Dietrich Bonhoeffer zu sehen, die vom Evangelischen Presseverband für Bayern konzipiert wurde und im Lauf des Jahres an verschiedenen Orten in ganz Deutschland gezeigt wird.
Wir haben das Gespräch für Sie mitgeschnitten:
Weiterführende Informationen und den Liedtext zum Mitsingen am Ende der Aufzeichnung finden Sie hier ...
Mit den besten Grüßen
Thomas Endl
Liebe Freunde der weiß-blauen Kulturgeschichte,
vor gut fünf Jahren ist eine virtuelle Ausstellung eröffnet worden, die wir – in enger Zusammenarbeit mit dem Stadtarchiv Ingolstadt, dem Stadtmuseum Ingolstadt und den Gestaltern von append[x] aus Endlhausen – für das Bayerische Armeemuseum erarbeitet haben. Sie thematisiert die Rolle von Ingolstadt im Ersten Weltkrieg. Denn hier trafen zwischen 1914 und 1918 alle aufeinander: Soldaten, die mit Sonderzügen an die Front verlegt wurden, Verwundete, die in den Reservelazaretten wieder einsatzfähig gemacht werden sollten, Frauen, die in der Rüstungsindustrie arbeiteten und Kriegsgefangene, die in ortsansässigen Betrieben jene Männer ersetzten, die ihr Leben auf den Schlachtfeldern gelassen hatten.
Auf der Grundlage dieser virtuellen Ausstellung hat „Schanzer.TV“, das regionale Online-Fernsehen für Ingolstadt und Umgebung, eine 3-teilige Filmserie produziert. Sie ist soeben fertig geworden und wird an diesem Dienstag im Rahmen einer Live-Premiere präsentiert. Sie beleuchtet unter anderem die Mangelwirtschaft jener Tage, die zwiespältige Haltung der Kirchen zum Krieg und den Umgang der Angehörigen mit dem tausendfachen „Heldentod“ – zu dessen ersten Opfern ausgerechnet der einzige Sohn des damaligen Ingolstädter Bürgermeisters Jakob Kroher zählte. Ergänzende Interviews mit Nachfahren von Zeitzeugen, mit dem Stadtheimatpfleger Tobias Schönauer, mit Beatrix Schönewald, der Leiterin des Stadtmuseums, und mit Franz Hofmeier, der als ehemaliger Schulleiter des Descartes-Gymnasium in Neuburg Unterrichtsmaterialen zu der virtuellen Ausstellung verfasst hat, zeigen am Beispiel Ingolstadt, wie verheerend sich die „Urkatastrophe des 20. Jahrhunderts“ (George F. Kennan) auf den Alltag der Soldaten im Feld und auf das Leben der Zivilbevölkerung an der „Heimatfront“ ausgewirkt hat.
Verfolgen können Sie den Stream entweder über https://livestream-ingolstadt.de/schanzer-stadtgeschichte oder über die Facebook-Seite von „Schanzer.TV“. Falls Sie an diesem Dienstag nicht live dabei sein können: Die die drei Teile der Filmserie werden in den Wochen nach der Live-Premiere peu à peu auf www.schanzer.tv veröffentlicht.
Wann: Di, 23.06.2020, 19 Uhr
Wo: im Internet unter https://livestream-ingolstadt.de/schanzer-stadtgeschichte oder später unter www.schanzer.tv.
Mit den besten Grüßen – auch von der Leitung des Bayerischen Armeemuseums
Thomas Endl
Liebe Freunde der weiß-blauen Kulturgeschichte,
ein herzliches Dankeschön für die vielen aufmunternden Reaktionen, die uns in den vergangenen Wochen erreicht haben!
Ihr Zuspruch hilft uns sehr, an die Zukunft zu glauben – trotz der coronabedingten Einschränkungen, die uns, wie es Katharina Thalbach neulich so hübsch in einem Spiegel-Interview formuliert hat, in eine Reihe stellen mit „Bordellen, Tanzschuppen und Schaustellern … und allem, was Freude macht“.
Ab 15. Juni 2020 erlaubt die Bayerische Staatsregierung zwar die Wiederaufnahme des „analogen“ kulturellen Veranstaltungsbetriebes – allerdings unter Bedingungen, die wir organisatorisch nicht erfüllen können, die uns wirtschaftlich das Kreuz brechen würden und die wir Ihnen und uns auch gar nicht zumuten wollten. Deshalb dürfte es noch einige Zeit dauern, bis wir die üblichen histonautischen Umtriebe (Vorträge in St. Bonifaz, Museums- und Stadtrundgänge, Exkursionen) fortsetzen können.
Uns fehlt der persönliche Kontakt mit Ihnen. Andererseits ist klar: Unser aller Gesundheit geht vor. Außerdem haben Klaus Reichold und ich das Glück, dass wir – dank unserer Ausbildungen zu Kulturjournalisten und Filmemachern – mit Ihnen auch auf anderen Wegen in Kontakt bleiben können, beispielsweise über regelmäßige Online-Angebote, die sich unterschiedlicher Formate bedienen und Raum für individuelle Nachfragen bzw. für den persönlichen Austausch bieten.
Wir haben inzwischen – nach allerlei Experimenten – unser Film-Equipment ergänzt. Auch die jüngsten, überraschend guten Erfahrungen mit „Zoom-Meetings“ stimmen uns zuversichtlich: Es sollte uns gelingen, ein Programm zusammenzustellen, das im virtuellen Raum anders, letztlich aber ähnlich funktioniert wie unser bisheriger „analoger“ Veranstaltungsbetrieb.
Leider sind wir noch nicht so weit, wie wir sein wollten. Dafür finden Sie hier die erste Folge unserer neuen Rezensions-Reihe „Hut ab oder Kopf ab? – Die Histonauten-Kritik“. Wir besprechen die Ausstellung „Eine Neue Zeit – Die Goldenen Zwanziger in Oberbayern“. Sie ist noch bis 14. Juni 2020 im Freilichtmuseum des Bezirks Oberbayern zu sehen und sei zur Vorbereitung all jenen unserer Hörer ans Herz gelegt, die mit dabei sein wollen, wenn wir im Herbst dieses Jahres (sei es online oder „analog“) die Vortragsreihe „Bayern in den 1920-er Jahren“ starten.
Außerdem können Sie Klaus Reichold vermutlich an diesem Samstag in Bayern 2 hören. Er spricht über König Ludwig II. und das Schloss Linderhof, das am vergangenen Dienstag nach mehrwöchiger, coronabedingter Schließung wieder seine Tore geöffnet hat. Das Interview ist im Mai aufgezeichnet worden. Es wird einfließen in einen etwa fünfminütigen Beitrag, der – sofern es keine Programmänderung gibt – zwischen 9.05 und 12.00 Uhr ausgestrahlt und danach wohl auf der Website der Sendung zu finden sein.
Wann: Samstag, 06.06.2020
Welche Sendung: Bayern 2 am Samstagvormittag
Wann: 9.05 bis 12.00 Uhr
Mit besten Grüßen
Thomas Endl
Liebe Freunde der weiß-blauen (und sonstigen) Kulturgeschichte,
wenn von den Histonauten die Rede ist, dann haben die meisten von Ihnen vermutlich nur den Klaus Reichold und mich vor Augen. Tatsächlich aber sind wir ein fideles Trio: Ohne die gelernte Kinderkrankenschwester und studierte Zeithistorikerin Sonja von Behrens, die – ebenso wie wir – aus dem Fernsehjournalismus kommt und zahlreiche Museumsprojekte mit uns erarbeitet hat, würden wir uns nicht komplett fühlen.
Sonja von Behrens hat ihre ersten Erfahrungen bei der BBC in Birmingham gesammelt, sitzt heute in Hamburg und ist vor allem für ARD und ZDF tätig. Als Autorin und Regisseurin nimmt sie immer wieder herausragende Ereignisse und Persönlichkeiten der jüngsten deutschen und europäischen Geschichte unter die Lupe. Mehr über Sonja von Behrens finden sie auf ihrer eigenen Homepage.
An diesem Sonntag feiert ihr neuestes Werk seine Premiere im ZDF:
Die zwei Leben des Willy Brandt
45-minütige Filmdokumentation von Sonja von Behrens
So., 19.04.2020, 23.45 Uhr
Der vierte Kanzler der Bundesrepublik vereinte Widersprüchliches: Er war ein eher scheuer Liebling der Massen, ein versöhnungsbereiter Kämpfer, ein manchmal melancholischer Machtpolitiker.
1969 wird Willy Brandt zum ersten Bundeskanzler mit SPD-Parteibuch gewählt. Für seine Ostpolitik erhält er den Friedensnobelpreis und erringt für seine Partei das beste Wahlergebnis ihrer Geschichte. 1974 tritt er gedemütigt wegen einer Spionage-Affäre zurück.
"ZDF-History" zeigt den Lebensweg Willy Brandts, der sich aus schwierigen Verhältnissen nach oben arbeitete und an inneren Widersprüchen litt. Menschen, die Brandt gut kannten, darunter sein persönlicher Referent Dieter Lasse oder sein ältester Sohn Peter, berichten von politischen Triumphen und persönlichen Tiefschlägen eines der großen Kanzler der Bundesrepublik, dessen Regierung als Zeit des Umbruchs in Erinnerung bleibt.
Die Fernsehdokumentation ist mindestens ein Jahr lang in der ZDF Mediathek abrufbar. Oft wird der Link schon in den Nachmittagsstunden des Sendetages freigeschaltet.
Einen interessanten Filmabend wünscht
Thomas Endl
Liebe Freunde der weiß-blauen Kulturgeschichte,
eigentlich wollten wir Sie schon in der Karwoche mit einem „Viertelstünder“ grüßen, einem 15-minütigen Filmvortrag über „Geistliches Spektakel rund um Ostern“. Weil der Klaus Reichold nach langer Enthaltsamkeit einem regelrechten Recherche-Rausch verfallen ist, dauert der „Viertelstünder“ jetzt allerdings eher eine Dreiviertelstunde.
Dazu kommt, dass wir die Technik noch nicht so richtig beherrschen (was man dem Werk auch ansieht) und dass der rote Histonauten-Kater mehrmals für Ungemach am Set gesorgt und unter anderem das Filmlicht umgeworfen hat (der schwarze Histonauten-Kater schaut zwar frecher, ist aber eher am Fressen interessiert und bei den Dreharbeiten erstaunlich brav geblieben). Deshalb ist das Opus erst heute fertig geworden:
Von alten Spitalern und dem Triumph des Lebens – Geistliches Brauchtum rund um Ostern
37-minütiger Filmvortrag von Klaus Reichold & Thomas Endl
in der neuen Reihe Mit den Histonauten durchs Jahr
Wir sind also wieder da. Und auch wenn unser „analoges“ Programm mit Vorträgen in St. Bonifaz und begleitenden Rundgängen bzw. Exkursionen wegen der Corona-Krise nicht – wie geplant – nach den Osterferien starten wird:
Wir haben einen eigenen YouTube-Kanal, den Sie gerne abonnieren können. Darüber hinaus suchen wir, wie viele Kollegen, Museen und Kulturinstitute, nach neuen Wegen, über die wir mit unserem Publikum, also mit Ihnen, in Verbindung bleiben können, z.B. über Online-Seminare.
Sobald wir die technischen Möglichkeiten einigermaßen beherrschen, melden wir uns wieder.
Wir hoffen, dass Sie gut durch diese Tage kommen, und wünschen Ihnen mit unserem „37-Minüter“ viel Freude.
Beste Grüße aus der Münchner Isarvorstadt – und frohe Ostern!
Thomas Endl
Falls Sie Zeitlang nach uns haben sollten: Aus der Feder von Klaus Reichold stammt der Beitrag „Himmelskind und Adonis, Falstaff und Märchenkönig – Das Bild Ludwigs II.“, der vor Jahresfrist in einer Publikation des Freisinger Diözesanmuseums erschienen ist. Das Buch trägt den Titel „In die Wiege gelegt – Ludwig II. – Der gottgeschenkte Märchenkönig“, zählt unter anderem Reinhard Heydenreuter, Gerhard Immler und Hans Ottomeyer zu seinen Autoren und ist von Christoph Kürzeder bei Allitera herausgegeben worden.